@ | ||||||||||||||||||
Startseite - Überblick über das Bildarchiv - Suche im Archiv | ||||||||||||||||||
|
Demonstration für die sofortige Schließung des Abschiebelagers HalberstadtAm 18.05. demonstrierten 150 Menschen durch Magdeburgs Innenstadt. Sie forderten die sofortige und ersatzlose Schließung des Abschiebelagers Halberstadt. Von der Karawanegruppe Halle erhielten wir folgenden Bericht und Fotos. Schönen Dank dafür! Die zweistündige Auftaktkundgebung am Innenministerium Sachsen-Anhalts, Halberstädter Straße 2, erinnerte an John Williams, der zwei Jahre im Abschiebelager Halberstadt verbringen mußte und dann verschwand. Sein Tod wurde erst zweieinhalb Monate später, Mitte Juni 2004, durch Recherchen der Ini für die Schließung des Abschiebelagers HBS bekannt. Weder die Insassen des Abschiebelagers HBS noch John Willams' Anwalt wurden von seiner Odyssee durch mehrere Krankenhäuser, seine Einlieferung als komatöser Patient in die Uniklinik Halle-Dölau und sein Versterben am 04.04.04 informiert. Er wurde - so gaben es die zuständigen Stellen auf Anfrage an - auf dem anonymen Grabfeld des Friedhofs Klein Wanzleben beerdigt. Die persönliche Habe John Williams' wurde aus dem Abschiebelager HBS vom für die "Betreuung" der Insassen zuständigen Sozialarbeiter ohne Angabe von Gründen entfernt. An dieses menschenverachtende Verhalten der Landesregierung wurde mit der Demonstration erinnert. Sie begann um 16 Uhr und wurde von einem Großaufgebot der Polizei begleitet. Wir zogen mit 150 DemonstrantInnen durch die Innenstadt Magdeburgs und verlangten lautstark die sofortige Schließung des Abschiebelagers HBS. Die Demonstration endete am Magdeburger Bahnhof mit der Abschlusskundgebung. Weitere Aktionen für die Schließung des Abschiebelagers folgen ... und unsere Forderungen
sind: Initative für die Schließung des Abschiebelagers Halberstadt |
| |
|
Redebeitrag vom 18. Mai 2005 Diese Demonstration findet anlässlich des einjährigen Todestages von John Williams und zu seinem Gedenken statt. Was geschah mit John Williams? Mehrere Monate hatten die Bewohner des Abschiebelagers Halberstadt ihren Mitbewohner John Williams erfolglos gesucht. Nach intensiven Recherchen wurde erst mit zweimonatiger Verspätung sein Tod bekannt. John Williams starb am 4. April 2004 im Alter von 49 Jahren. Er wurde im März
2002 durch die Ausländerbehörde Anhalt-Zerbst in das Abschiebelager
in Halberstadt eingewiesen. In Halberstadt sollten
"intensive Bemühungen um Passersatzpapiere" stattfinden,
um ihn aus Deutschland abschieben zu können. Mehr als 2 Jahre später,
am 04.04.2004, starb er an einer Gehirnerkrankung. Seine Krankengeschichte
ist keine "übliche" Krankengeschichte, sondern sie macht
verschiedene Missstände sichtbar und ist untrennbar mit den Lebensbedingungen
im Abschiebelager in Halberstadt verbunden. Es ist nach wie vor sehr schwierig
den Krankheitsverlauf und die Geschehnisse zu rekonstruieren. Durch den
Tod von John Williams kann keine Akteneinsicht mehr vorgenommen werden
und viele Fragen bleiben unbeantwortet. Anfang 2003 wurde mindestens einmal eine Überweisung zu einem Facharzt verweigert. Sein sichtbarer körperlicher und geistiger Verfall führte bei seinen Freunden zu großer Sorge. Herr Williams verlor immer mehr an Sehkraft, seine Fähigkeit zu schreiben und zu gehen. Er war am Ende nahezu blind. Seine Mitbewohner mussten ihn nachts auf die Toilette bringen und ihn mit Essen aus der Großküche versorgen, da er allein dazu nicht mehr in der Lage war. Seine Situation wurde
noch verschärft, als ihm ab Mitte 2003 keine Duldung mehr ausgestellt
wurde. Er konnte sich im Grunde nicht legal außerhalb des Abschiebelagers
aufhalten. Der zuständige Sozialbetreuer räumte John Williams' persönliche Gegenstände aus dem Zimmer, verweigerte Bewohnern und Freunden jedoch die Auskunft über den Aufenthaltsort und den Zustand von John Williams. Erst Mitte Juni 2004 konnte nach einer schriftlichen Anfrage des Rechtsanwaltes ermittelt werden, dass John Williams gestorben ist. So erfuhren Freunde und Mitbewohner von John Williams' Tod erst zwei Monate später und nicht durch die angeblich gute soziale Betreuung im Abschiebelager Halberstadt. Dies zeigt die Qualität der sozialen Betreuung im Abschiebelager. Nach dem Bekanntwerden
des Todes und insbesondere der Todesumstände wurde erreicht, dass
sich unterschiedliche politische Institutionen (Innenministerium, Landtag
und Runder Tisch) mit dem Schicksal von John Williams auseinander setzen
mussten. Neben antirassistischen Initiativen wurde eine kritische Auseinandersetzung
mit dem Schicksal von John Williams und die Forderung nach einer Schließung
des Abschiebelagers Halberstadt insbesondere durch den Flüchtlingsrat
Sachsen-Anhalt und die PDS Landtagsfraktion gefordert. Die Bewohner des
Abschiebelagers wandten sich in mehreren Schreiben mit Fragen an unterschiedliche
Institutionen. Auf Initiative des Runden Tisches gegen Fremdenfeindlichkeit in Sachsen-Anhalt wurde mittlerweile eine Regelung vereinbart, welche den Umgang mit Todesfällen wie dem des Herrn Williams ändern soll - so dass Freunden Auskunft gegeben wird und sie an der Beerdigung teilnehmen können, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Eine grundsätzliche Kritik an den Bedingungen im Ausreiselager steht jedoch weiterhin aus. Ebenso fehlt der Dialog mit den Bewohnern des Abschiebelagers, die bereits mehrfach schriftlich auf die Missstände insbesondere im gesundheitlichen Bereich aufmerksam gemacht haben. Für die Initiative zur Schließung des Abschiebelagers Halberstadt zeigt sich am Schicksal von John Williams, welche Folgen die unmenschlichen Lebensbedingungen, also das Zusammenwirken von Isolation, Leistungsverweigerung und einer völlig ungenügenden sozialen Betreuung haben können, wie sie in Einrichtungen wie dem Abschiebelager Halberstadt herrschen. Initative für die Schließung des Abschiebelagers Halberstadt - |
| Startseite
| Überblick über das
Bildarchiv | Themenbereiche
| Events | Suche
im Archiv | antirassistisches
Videofenster | Videos
|
| |||
UMBRUCH
Bildarchiv Lausitzer Straße 10 Aufgang B D - 10999 Berlin | Tel:
030 - 612 30 37 Datenschutzerklärung | post@umbruch-bildarchiv.de http://www.umbruch-bildarchiv.de |
Mo - Fr 11-17 Uhr [BUS] 129 |