Gedenkdemo
in Rostock-Lichtenhagen:
"Das Problem heißt Rassismus"
Tausende Menschen
gingen am Samstag, den 25. August in Rostock-Lichtenhagen auf die Straße,
um den Pogromen von 1992 zu gedenken und rassistische Zustände im
Hier und Jetzt anzuklagen. Es sprachen Menschen mit Flucht- und Rassismus-Erfahrungen,
Antifas, die das Pogrom 92 miterlebten und Vertreter_innen linker
und antifaschistischer Gruppen. Am Abend fand ein antifaschistisches Openair-Konzert
statt.
Auf der Kundgebung am Neuen Markt versammelten sich ab 11 Uhr ca. 2.500
Menschen. In einer eindrucksvollen Rede schilderte Abou Bacar Sy seine
Erfahrungen im Mecklenburg - Vorpommerschen Erstaufnahmelager Horst. Wie
bei den meisten Flüchtlingen ist auch sein Alltag geprägt von
Lagerunterbringung, Residenzpflicht, Gutscheinsystem, dauerhaft unsicherem
Aufenthaltsstatus, ständigen Polizeikontrollen und rassistischen
Bemerkungen. Dazu erklärt das Bündnis: "Nach dem Pogrom
von Rostock-Lichtenhagen wurde das Asylrecht faktisch abgeschafft. Seither
werden Flüchtlinge systematisch diskriminiert. Der rechte Mob hat
seinen Willen bekommen bis heute. Das ist der Skandal dieses Jahrestags."
Im Rahmen einer antirassistischen Kundgebung am Rostocker Neuen Markt
konnten Vertreter_innen der 'Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes'
(VVN) ein Replikat jener Gedenktafel am Rostocker Rathaus anbringen, die
unmittelbar nach dem Pogrom 1992 von den aus Frankreich angereisten Gruppe
'Söhne und Töchter der jüdischen Deportierten Frankreichs'
um Beate Klarsfeld anzubringen versucht wurde. Die Stadt Rostock hatte
die Tafel seinerzeit umgehend entfernt, 43 Aktivistinnen und Aktivisten
wurden festgenommen. Die Stadt Rostock hat bis zuletzt gezögert,
die Anbringung zuzulassen.
Von Lütten-Klein aus setzte sich am Nachmittag ein starker und bunter
Demonstrationszug mit etwa 6.500 TeilnehmerInnen in Bewegung. Vielfältige
Redebeiträge begleiteten die Demo, die am Sonnenblumenhaus endete.
Dort erinnerte Mouctar Bah von der Initiative zum Gedenken an Oury
Jalloh an den Feuertod des in Polizeigewahrsam in Dessau umgekommenen
Flüchtlings. (Auszüge aus der Presseerklärung des organisierenden
Bündnisses)
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