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THEMA: Proteste gegen Umstrukturierung
ORT: Berlin
ZEIT: Sommer 2012
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 65 \

Cuvrybrache für alle!

Am Spreeufer im Herzen des Wrangelkiezes liegt mitten im sogenannten „MediaSpree“-Gebiet eine seit langem unbebaute Brachfläche. Irgendwann im Mai kamen einige Anwohner_Innen der Cuvry-Brache/Ecke Schlesische Straße auf die Idee, den bevorstehenden Sommer im Zelt an der Spree zu begrüßen. Das war eine einleuchtende Idee und so wuchs das Camp bis heute auf über 30 Zelte an. AnwohnerInnen organisierten am 2. Juni ein großes Fest. Dann gesellte sich das „RäuberLab“ dazu, eine kostenlose und unkommerzielle Kultur-Kneipe. Die Eigentümer wollten das Gelände bis zum 24. Juli räumen lassen – jedoch: sie können weder ein Nutzungskonzept für das Gelände vorweisen (was nach der sog. Berliner Linie Voraussetzung ist für eine Räumung ) noch gibt es Akzeptanz dafür, das das Gelände nach einer möglichen Räumung wie in den letzten 15 Jahren wieder ungenutzt vor sich hin rotten würde. Zudem ist seit dem Rückzug von BMW-Guggenheim-Lab die Aufmerksamkeit der Medien groß. So stehen die Chancen gar nicht mal schlecht, die Cuvrybrache als Gemeinschaftsfläche zu erhalten.

Vor einigen Wochen begann auf der Cuvrybrache ein ganz realer Versuch des Zusammenlebens Kreuzberger Parallelwelten (keine Hochglanzbroschüre wie beim BMW-Werbungs-Lab). Hier leben Menschen, die keinen anderen Platz gefunden haben oder zusammen mit vielen anderen aus einer sterilen Wohnsituation ausgebrochen sind, um ihre Vorstellung von gemeinschaftlichem Leben zu verwirklichen. Hier tanzen, reden, essen, trinken und streiten Yuppies und Leute ohne Wohnung, Atzen und Studies, Touries und Nachbarn, bei Livemusik, Theater und Lesungen in und am „Räuberläb“.

Anfangs schienen die Eigentümer (Nieto GMBH+Co und Ritter Finest Real Estate) die Nutzung des Geländes zu dulden, doch am 18.07.2012 schrieben sie einen Brief an die Menschen auf der Brache, in dem sie ankündigten, das Gelände „frei“ räumen zu lassen und drohten mit Anzeige wegen Hausfriedensbruch für alle Verbleibenden. Zu vermuten steht, das sie ein wachsendes Geschwür an ihrem Profit nicht hin nehmen wollen und das Vertrauen in den Kiez verloren haben...
Nieto GMBH+Co und Ritter Finest Real Estate stellen sich damit in eine Reihe mit der IVG, von der sie das Grundstück erworben haben. Und das, in einem Kiez, der keine weiteren Luxus-Lofts braucht und in dem die Gentrifizierung galoppiert. Auf dem Grundstück besteht ein über 10 Jahre altes Baurecht, gegen das sich der Kiez 1997 schon einmal gewehrt hat, weil die riesigen geplanten Verkaufsflächen den Kleinhandel massiv bedroht hätten. In dieser Zeit siedelte sich auf dem Grundstück auch das YAAM an, das seitdem selbstorganisiert soziale und kulturelle Ziele verfolgt. Nachdem das YAAM dort vertrieben wurde, steht die Brache nun seit Rund 15 Jahren frei und wurde Freizeit- und Freifläche.

Durch die aktuelle Räumungs-Drohungen von Ritter und Nieto ausgelöst, fand sich bei vielen der Wille auf Nieto und Co zu pfeifen und das Gelände wirklich Frei zu halten, ergo die Räumung zu verhindern. Es fand sich ein Plenum von Bedrohten und Unterstützer_Innen zusammen. Forderungen wurden aufgestellt:
- Der anhaltende Verdrängungs-Druck auf Menschen aus dem Bezirk durch steigende Mieten, Privatisierung ehemaliger Berliner Liegenschaften und der Kommerzialisierung des öffentlichen Raums hält ungebremst an. Das muss aufhören!
- Die Cuvry-Brache soll nicht mehr bebaut oder kommerziell verwendet werden. Soziale und kulturelle Bedürfnisse, sowie das Bedürfnis nach Selbstentfaltung brauchen freie städtische Flächen, kostenlos und nicht kommerziell.
- Seit 15 Jahren steht das Gelände frei und ist Gemeinschaftsgut! Der Bebauungsplan für das Gelände stammt aus der Steinzeit des Neoliberalismus und gehört versenkt. Es soll darauf hingewiesen sein, dass auf der Brache der Bürgerentscheid zu Mediaspree gilt.
- Weiterhin wird gefordert, dass die Brache einen Strom und Wasser-Anschluss erhält, um sie gemeinschaftlich und offen nutzen zu können, als Freifläche (z.B. Gartenprojekt).

SO36 hat mal wieder die Schnauze voll von Gentrifizierung! Cuvrybrache für alle!

 



Fotos: Andreas Schmitz/Arantxa Aldunzin Gorriti/heba/np//Umbruch Bildarchiv
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