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Veranstaltungshinweis:
25./26. April 2003, Berlin, Im Mehringhof, Versammlungsraum, Gneisenaustraße 2, U-Bhf Mehringdamm
Flüchtlingstreffen für ein "Netzwerk gegen rassistische Kontrollen, Polizeimissbrauch und -brutalität". Austausch und Information über Polizeikontrollen und Polizeimissbrauch an verschiedenen Plätzen, die Opfer, Proteste sowie die Gerichtsverhandlungen. Zusammentragen von Informationen: Statistiken über Polizeibrutaliät und Tötungen von Flüchtlingen und MigrantInnen in Deutschland. Vorbereitung eines bundesweiten Treffens. Programm und Aufruf für das Wochenendtreffen.Mehr Information bei: The VOICE Refugee Forum, Jena; Tel. 03641 665214
THEMA: Zwangsverlegung
ORT: Jena/Gera
ZEIT: 14. Februar 2002
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 3423 \
 

Gewalt gegen Asylbewerberin

Mit einem Hungerstreik protestieren BewohnerInnen der Erstaufnahmeeinrichtung Jena gegen die Zwangsverlegung von Constance Etchu nach Gera

Etwa 70 Menschen demonstrierten am Do, den 14. Februar in Jena gegen das harte Durchgreifen der Polizei bei der Asylbewerberin Constance Etchu. Frau Etchu aus Kamerun war am Mittwoch gegen ihren ausdrücklichen Willen von der Polizei aus der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Jena-Forst in die Gemeinschaftsunterkunft für AsylbewerberInnen nach Gera gebracht worden. Der Grund ihrer Weigerung: die Angst vor einer starken Neonazi-Szene in der Stadt Gera. Außerdem befürchtet sie, als englischsprechende Afrikanerin dort isoliert zu sein.

Sieben Zeugen aus der EAE Jena-Forst berichteten, daß die Polizei während der Zwangsverlegung gewalttätig gegen Constance Etchu vorgegangen seien:
"Sie drehten Constance die Arme auf den Rücken und fesselten ihre Hände hinter ihrem Rücken mit Handschellen. Sie öffneten das Gitter und zwangen sie in den Bus des Sicherheitsdienstes einzusteigen. Sie weigerte sich. (...) Sie blockierte, indem sie ein Bein unter den Bus klammerte und fiel schließlich zu Boden. Während sie auf dem Boden lag, ein Bein unter dem Bus, stieg ihr ein Polizist mit dem Fuß auf das Gesicht. Sie versuchten sie mit Gewalt unter dem Bus hervorzuziehen. Die Polizisten und die Angehörigen vom Sicherheitsdienst spuckten auf sie und traten ihren Kopf mit Füßen."
In einer Presseerklärung widersprach die Polizei dieser Darstellung und ermittelt ihrerseits nun wegen "Verleumdung und Beleidigung". Die eingesetzten Beamten hätten die Frau "weder getreten noch geschlagen".

Am Di, den 19. Februar fand in Jena eine Pressekonferenz der sieben Zeugen statt. Sie traten nach dem Vorfall vorübergehend in Hungerstreik aus Protest "gegen die unmenschliche Behandlung der Flüchtlinge in Jena Forst". Constance Etchu fordert weiterhin ihre Verlegung in ein anderes Asylbewerberheim.

Hier ein Videointerview mit Constance Etchu, daß am Tag nach ihrer Verlegung geführt wurde. Im Script die deutsche Übersetzung. Das Interview führte Traudi Pichlmeier. Das Video erhielten wir von Stefan Kretzschmar aus Gera. Vielen Dank dafür!
Kontakt: The Voice Afrika Forum, Tel. 03641/449304 oder 0160/3092345

Zum Hintergrund von Constance Etchu:

Constance Etchu ist seit 1995 Mitglied des SCNC, des Southern Cameroonian National Council. (Südkamerunischer Nationalrat). Als Aktivistin der Jugendorganisation des SCNC kämpfte sie seither gegen die Diskriminierung und Marginalisierung der englischsprachigen Bevölkerung Südkameruns - im politischen Bereich, auf dem Arbeitsmarkt, aber insbesondere im Bildungs- und Erziehungssektor. Sie setzte sich auch für die Unabhängigkeit der südkamerunischen Bevölkerung ein - und kam dafür immer wieder ins Gefängnis. Im Zuge von Demonstrationen anlässlich des 40. Jahrestag der Vereinigung der französischen und der britischen Zone Kameruns wurde Constance am 4. Oktober 2001 abermals verhaftet. Über einen Monat verbrachte sie in einem überfüllten Gefängnis - in ihrem Zimmer die einzige Frau unter vier Männern. Im Gefängnis hörte sie von der Gefangennahme, Ermordung oder dem Verschwinden vieler Mitglieder des SCNC - darunter auch enge Freunde von ihr. Schließlich organisierten SCNC- Mitglieder ihre Flucht, die sie nach Deutschland brachte, wo sie einen Antrag auf politisches Asyl stellte. Nach ihrer Umverteilung nach Jena bekam Constance Kontakt zu The VOICE Africa Forum, wo sie jetzt ihr politisches Engagement fortsetzen kann. Sie hat in Deutschland schon auf mehreren Konferenzen teilgenommen, unter anderem der Crossover-Konferenz in Bremen, und ist an der Vorbereitung der nächsten "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen".

 


Video: Stefan Kretzschmar/Traudi Pichlmeier/Umbruch Bildarchiv

Klicke auf das obenstehende Bild und siehe ein Video.
(7'22 Min., mp4)

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