Trauer
und Wut über den Tod von Rosemarie Fliess
Am 11. April 2013
verstarb die schwerkranke 67-jährige Rosemarie Fliess, zwei Tage
nachdem sie aus ihrer Wohnung zwangsgeräumt worden war. Ärztliche
Atteste hatten bestätigt, dass sie einen Rausschmiss aus der Wohnung
nicht überleben würde. Trotzdem nahmen die Eigentümerin
von Rosemaries Wohnung, Gerichte, Politik und Polizei ihren Tod billigend
in Kauf und setzten die Räumung durch alles zum Schutze des
Eigentums an Wohnraum.
Am 12. April fand eine spontane Trauerdemonstration in der Aroser Allee
statt, an der mehrere hundert Menschen teilnahmen. Die Polizei sperrte
zunächst die Straße weiträumig ab. Nach Verhandlungen
gab sie den Weg zur Aroser Allee 92 frei, wo die Trauernden in angespannter,
aber ruhiger Stimmung Blumen und Kerzen ablegten.
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Gedenkdemo
für Rosemarie Fliess von der Polizei angegriffen
Berlin-Kreuzberg, 14. April 2013. Um Rosemarie Fliess zu gedenken und
auf den Zusammenhang zwischen der Zwangsräumung ihrer Wohnung und
ihrem Tod hinzuweisen, versammelten sich am Abend des 14. April rund 800
DemonstrantInnen auf dem Lausitzer Platz. In Redebeiträgen wurde
auf die erschreckend hohe Zahl von 22 Zwangsräumungen täglich
sowie die zunehmende Gentrifizierung und die exorbitant steigenden Mieten
in Berlin aufmerksam gemacht. Die Demo, die quer durch Kreuzberg zog und
ursprünglich am Rathaus Neukölln enden sollte, wurde von Anfang
an von einem großen Polizeiaufgebot begleitet und zunehmend dichter
spaliert und abgefilmt. Auf Höhe Bürknerstraße in Neukölln
stürmte die Polizei unvermittelt den Demonstrationszug und schlug
wahllos auf TeilnehmerInnen ein. Die später im Polizeibericht sowie
Teilen der Presse kolportierte Behauptung, der Demonstrationszug habe
die vorgeschriebene Demonstrationsroute verlassen wollen, entspricht nach
übereinstimmenden Augenzeugenberichten nicht den Tatsachen.
Durch den harten Polizeieinsatz mit Fäusten, Tonfas und Pfefferspray
wurden zahlreiche DemonstrationsteilnehmerInnen verletzt und ein junger
Demonstrant sogar bewußtlos geschlagen. Ein angeblich herbeigerufener
Notarzt kam nicht. Nach ca. zehn Minuten wurde der immer noch bewußtlose
Demonstrant in ein Polizeifahrzeug geschleift und abtransportiert. Aufgrund
dieses unmotivierten Polizeieinsatzes beschloss die Veranstalterin, die
Demonstration vorzeitig zu beenden. Zugleich rief sie dazu auf, sich durch
die Ereignisse des Abends nicht einschüchtern zu lassen und an der
bereits angekündigten nächsten Zwangsräumungsblockade am
29. April in der Hermannstraße 208 in Berlin-Neukölln teilzunehmen.
Nach letzten Informationen hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft
Stadt und Land dem wachsenden öffentlichen Druck nachgegeben und
der räumungsbedrohten Familie aus der Hermannstr. 208 mündlich
angekündigt, die Räumung vom 29.4.2013 vorerst aussetzen zu
wollen.
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