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THEMA: Datenschutz
Gentrifizierung
ORT: Berlin
ZEIT: 14. Juni 2018
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 5421\

Kick Google aus dem Kiez

Zur Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft am 14. Juni organisierte das "No Google Campus-Bündnis" ein sportliches Event vor dem Umspannwerk in der Ohlauer Straße in Kreuzberg. Nicht nur Kids hatten reichlich Spaß dabei, den aus Holzbuchstaben nachgebauten Google-Schriftzug wegzukicken. Die Kundgebung wurde begleitet von "Halbzeitinterviews" mit Anwohner*innen, Gewerbetreibenden und Aktivist*innen des Bündnisses

Einen ausführlichen Bericht über die Kundgebung gibt es auf der website von Bizim-Kiez. Hier Auszüge:

"Da wir unsere Kundgebung “Kick Google aus dem Kiez!“ auf den ersten Spieltag der diesjährigen WM gelegt hatten, hatten wir uns auch überlegt, für diesen Tag das Element “Fußball“ in unsere Politik zu integrieren. Wir kamen auf die Idee, die Buchstaben des Google-Logos nachzubauen, um sie per Fußball weg schießen zu lassen, um damit spielerisch unsere Position gegen Googles Ansiedlungsbestrebungen darzustellen: Sturm. (Warum wir in Berlin gegen Google Sturm laufen, erklärt übrigens unsere Broschüre “Keine guten Nachbarn: Google, Factory & Co“).

Von politischer Seite war uns wichtig, dass wir von Gewerbetreibenden über Nachbarschafts-Initiativen und unserem eigenen Bündnis, bis hin zum Counter Campus Projekt und FuckOffGoogle! (die neben uns selbst und dem anarchistischen Zusammenhang GoogleCampusVerhindern die aktivistische Front gegen die Ansiedlung des Campus in Kreuzberg ausmachen) eine Vielfalt an Betroffenen und Aktiven interviewen konnten, wovon wir uns versprechen, dass es auch die Breite und Vielfalt des Protests deutlich macht. Denn nicht zuletzt betrifft dieser in letzter Instanz die Commons, also die Gemeingüter, für die wir alle verantwortlich sind.
Tolle Ideen, für die das Umspannwerk als ein Gemeingut genutzt werden könnte, wurden an den Mikrofonen genannt: z.B. könnten Räume für soziale Einrichtungen entstehen, Orte an dem man Visionen entwickeln kann, für die Friedel 54, Räume für Selbstorganisation…

Alternativen zu Google-Produkten und Infos

Auf der Kundgebung am 14. Juni gaben wir u.a. auch “Larry Pageblank“, Sprecher von FuckOffGoogle! das Mikrofon. Nach der Kundgebung gab er uns folgendes Statement zur online-Veröffentlichung (Original auf English):
„Lasst uns Google und seine Welt aus unseren Orten und Leben kicken! Während wir einen sogenannten “Google Campus“ zurückweisen, haben wir nicht nur die Möglichkeit, “FuckOffGoogle!“ zu sagen, sondern uns auch dezentral zu organisieren, um zu definieren, was wir für die Zukunft unserer Nachbarschaften wollen, und für unser Leben – online und offline. Dafür brauchen wir Kommunikationsmittel, welche Menschen empowern und ermächtigen, anstatt sie zu überwachen und zu kontrollieren. Und solche sind alle, die auf freier/freiheitlicher Software, dezentraler digitaler Dienstleistungen und End-zu-End-Verschlüsselung basieren. Ein konkretes Beispiel: jede*r im Kiez – und darüber hinaus – kann die Website “search-fuckoffgoogle.net“ benutzen, um dadurch unbeeinflusste Suchergebnisse zu erhalten, während echter Schutz gegen deren Abspeicherung und die Analyse des Nutzer*innen-Profils gewährleistet ist.

Ausblick

Wie wichtig der Protest gegen die Eröffnung eines Google Campus mitten im kreuzberger Wohngebiet ist, zeigt ein Blick auf diverse online-Immobilienportale: in der Ohlauer Straße 42 wird jetzt schon ein Industrieloft mit dem Vorzug beworben, „vis à vis zum Google Campus” gelegen zu sein – für 18 Euro pro Quadratmeter! Im selben Haus steht ein anderes Industrieloft zum Verkauf. Aus dem Angebot: “Das Objekt ist Teileigentum und wird aktuell noch als Werkstatt genutzt. Die Fläche wird innerhalb von ca. 6 Monaten leer und kann durch den neuen Eigentümer genutzt oder vermietet werden.” Wie wir von Anfang an kritisiert haben, entpuppt sich der Campus als Faktor der Wertsteigerung und damit der Verdrängung von Handwerksbetrieben und Kleingewerbe. Aber auch die Funktion des Campus’ für den Weltkonzern Google ist kritikabel: es geht um die Kultivierung einer gnadenlosen, unsolidarischen, profitgetriebenen Gründer*innen-Kultur, um Innovationen und Arbeitskräfte aus ihr abzuschöpfen. Wie viel Raum für eine solidarische, gemeinwohlorientierte und kooperative Wirtschaftskraft in der Halle des Umspannwerks (in welcher sich Google mit dem Einbau einer Zwischenetage aktuell sogar noch mehr Platz schafft) Raum finden könnte, zeigte die Veranstaltung “Tschüß Google: das ist jetzt unser Campus“ eine Woche nach unserer Kundgebung, am Samstag, den 23. Juni. Eine bunte Vielfalt an Aktiven aus ganz verschiedenen Bereichen der gemeinwohlorientierten Ökonomie und gesellschaftlichen Organisierung fand sich im Labor des HAU 2 zusammen, um im Rahmen der Veranstaltungs-Reihe “Claiming Common Spaces“ gemeinsame Utopien für das Umspannwerk zu entwickeln. Mit dabei: der Projektraum für Plattform-Genossenschaften Supermarkt, das Gesundheitskollektiv Berlin, der Nachbarschaftsgarten Pachttomate und der feministische Hacker*innen-space Heart of Code. Nicht nur der Protest der real existierenden Kiez-Vielfalt gegen die negative Vision eines Google Campus’ in Kreuzberg wächst also (auf unserer Kundgebung hatten wir viele neue Unterstützer*innen für die Karte unserer Kampagne “Google ist kein guter Nachbar” gewinnen können!), sondern auch die Suche nach Alternativen zu einer völlig durch-googlifizierten Zukunft hat begonnen."

Das No Google Campus-Bündnis besteht aus engagierten Nachbar*innen aus Kreuzberg, Neukölln und Treptow, sowie Aktiven aus den Initiativen Lause bleibt, GloReiche Nachbarschaft und Bizim Kiez.

 



Fotos: Umbruch Bildarchiv
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