Verdunkelung statt Festival of Lights
Um zu zeigen wie
sich die Oranienstraße entwickeln wird, wenn die Mieten weiter ins
Uferlose steigen, veranstalteten Gewerbetreibende am Mittwochabend eine
ungewöhnliche Protestaktion. Rund 80 Läden verhängten zwischen
17 und 19 Uhr ihre Schaufenster mit Laken und Zeitungspapier. Unterstützt
wurde die Aktion von den Nachbarschaftsinitiativen Bizim Kiez, GloReiche
und ORA35.
Hier die Pressemitteilung
zur Aktion:
"Die Oranienstraße
ist das pulsierende Herz von Kreuzberg 36. Weit über 100 kleine Geschäfte,
von der Änderungsschneiderei über Buch- und Fahrradläden,
Kneipen, Restaurants und Spätis bis hin zu kulturellen und sozialen
Einrichtungen bieten Einheimischen und Touristen ein breites und oftmals
alternatives Angebot.
Seit geraumer Zeit versuchen Investoren und Immobilienbesitzer, aus dem
über Jahrzehnte gewachsenen attraktiven Kiez Profit zu schlagen.
Große Immobilienfonds wie die Deutsche Invest III kaufen, wie in
der Oranienstraße 199-204, ganze Häuserzeilen auf und kündigen
umgehend den dort ansässigen Gewerbetreibenden. Bei Neuvermietung
werden dann bis zu 40 € Kaltmiete pro Quadratmeter verlangt, was
kaum ein Gewerbemieter gegenwärtig oder in naher Zukunft erwirtschaften
kann. Einer Sozialeinrichtung wurde die Miete gleich vervierfacht, sodass
ihre Existenz nach 34 Jahren gefährdet ist. Andere wie die Berggruen
Holdings kündigen kurz nach dem Kauf von Häusern in der Straße
den dortigen Werkstätten und Ateliers, um diese in Luxus-Lofts umzuwandeln.
Viele Gewerbemieter bekommen zudem nur noch Einjahresverträge, die
eine langfristige Perspektive unmöglich machen. Neben der jährlich
möglichen Mieterhöhung sollen so die Mieter*innen, die jedes
Mal erneut um ihre Vertragsverlängerung bangen müssen, gefügig
gemacht werden. In etlichen Fällen enthalten neue Mietverträge
sogar einen Maulkorberlass, der die Gewerbetreibenden dazu zwingen soll,
weder über die Vertragsverhandlungen noch über den Vertrag oder
die Höhe der Miete in der Öffentlichkeit zu sprechen. Anderenfalls
riskierten sie angeblich fristlose Kündigungen.
Gegen die drohende Verdrängung der Läden, die damit verbundene
Existenzvernichtung und die Zerstörung der gewachsenen Kiezstrukturen
regt sich jedoch immer stärkerer Widerstand:
Anwohner*innen haben die Initiative ORA35 gegründet und organisieren
gemeinsam mit den Nachbarschaftsinitiativen Bizim Kiez und GloReiche sowie
zahlreichen Gewerbetreibenden den Protest. 87 Gewerbetreibende und Sozialeinrichtungen
aus der Oranienstraße haben sich zusammengetan, um ein Bündnis
gegen Verdrängung aufzubauen. Sie haben Forderungen für einen
wirksamen Gewerbeschutz in einem Positionspapier formuliert und dieses
an den Senat übermittelt."
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