5. Antirassistisches
Grenzcamp in Jena
Zu Besuch im Erstaufnahmelager
Jena-Forst
"Ihr
habt uns etwas Hoffnung zurückgegeben. Danke!" Eine bewegende Situation
im kleinen Zelt von "The Voice Afrika Forum" nach einem Besuch der hiesigen
Erstaufnahmeeinrichtung in Jena-Forst. Etwa 20 Flüchtlinge sind von dort
mit zum Grenzcamp gekommen. Es sind Algerier, Libanesen, Palestinenser,
Afrikaner. So unterschiedlich ihre Sprachen so ähnlich sind ihre Berichte
über die Mißstände und die Isolation im Heim.
Etwa 5 km von Jena entfernt, mitten im Wald, liegt das von Natodraht umzäunte
Gelände. Sechs bis acht Menschen dürfen sich ein Zimmer teilen, die Verpflegung
sei rationiert, Lebensmittel häufig verdorben oder Haltbarkeitsdaten gar
nachträglich verändert. Die ärztliche Versorgung unzureichend. Jede/r
Asylbewerber/in erhält nur 40 Euro monatlich.
Reichlich Polizei, Wachschutz und die Heimleiterin empfängt uns am Tor.
Die Heimleiterin gibt sich moderat. 10-20 BesucherInnen dürfen nach Abgabe
ihrer Personalien in den Innenhof und mit den Flüchtlingen sprechen, beobachtet
durch den gestressten Wachdienst und die filmende Polizei. Die Kritik
der Flüchtlinge bestreitet die Heimleiterin, die Vorwürfe träfen nicht
zu oder sie höre zum ersten Mal davon. Sie habe auch Kritik am Heim, könne
aber nichts daran ändern. Geld für die grundlegende Sanierung des Geländes
sei nicht vorhanden, im übrigen sei das Gelände eine Notlösung, weil die
Bürger in der Stadt die Flüchtlinge nicht haben wollten. Die hiesige Busgesellschaft
würde keine Buslinie einrichten, deshalb stelle der Wachdienst sogar seinen
Bus zur Verfügung. Die Fahrt in die Stadt kostet 50 Cent, nach Dienstschluss
ab 18 Uhr kostet der Bus allerdings 5 Euro. "Taxi ist ja auch teuer."
Warum das Aufladen ihrer Handys für Flüchtlinge 5 Euro Stromgeld kostet?
Für Frau Krüger völlig klar: 'Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz dürfen
Leistungen nur erteilt werden, wenn es keine Eigenmittel gibt. Und dagegen
spricht schließlich das eigene Handy, daß sich Flüchtlinge ja eigentlich
gar nicht leisten können. Und wer ein Handy hat, kann auch den Strom bezahlen.'
Ob es denn Telefonzellen gäbe? 'Ja. ein Telefon für 250 Menschen. Und
das reicht auch aus, weil die Flüchtlinge alle Handys haben.' beendet
die Heimleiterin das Gespräch.
Seltsam diese angestrengte Mischung aus Recht und Ordnung - ... und Mief.
Vielleicht der Grund für das Titelbild der Campzeitung: drei Gartenzwerge.
Das
Grenzcamp hat heute, am 19. Juli, die Zelte eingepackt und ist in einer
Karawane zum Grenzcamp nach Strasbourg aufgebrochen.
|
Fotos:
Umbruch Bildarchiv
(weitere: bewege die Maus auf die Dias)
|
|