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Mitten im "Plastikmeer", außer Sichtweite der Wohnsiedlungen,
stößt mensch auf eine "parallele Welt". Die Menschen,
auf die unterste Stufe der sozialen Leiter gedrängt, hausen hier
in selbst gebastelten Verschlägen aus Karton- und Plastikresten,
den so genannten "chabolas". An manchen Orten leben sechzig,
achtzig oder mehr als hundert Personen in solchen Hüttensiedlungen,
die sich auf verseuchtem Ödland neben wilden Mülldeponien
oder in verlassenen Treibhäusern erstrecken. Andere übernachten
in Lagerhallen, in denen Düngemittel und Pestizide aufbewahrt
werden. Am besten haben es noch diejenigen, die zu mehreren Unterschlupf
in einem "cortijo" finden, das sind halb verfallene Steinhütten
oder kleine landwirtschaftlichen Gebäude, die von den spanischen
Familienbetrieben aufgegeben wurden, als der Treibhaus-Boom einsetzte.
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In 55 Prozent dieser Unterkünfte gibt es kein Trinkwasser, 57
Prozent verfügen weder über Toiletten noch Bad, 31 Prozent
haben keinen elektrischen Strom.
Gleichzeitig stehen in El Ejido etwa dreitausendfünfhundert Wohnungen
leer, im Nachbarort Roquetas de Mar an die sechstausend.
Es ist kein Geheimnis, wo die ArbeitsmigrantInnen leben. Sie werden
unter der Bedingung geduldet, für die spanische Bevölkerung
unsichtbar zu bleiben. Früh morgens gehen sie auf Arbeitssuche
und kehren nach der Arbeit an ihre Schlafstätten zurück.
Wenn sie ins Stadtzentrum gehen, riskieren sie, von der Polizei verhaftet
und ausgewiesen oder Zielscheibe rassistischer Angriffe und Einschüchterungen
zu werden. Es gibt kaum Lokale, wo sie sich treffen, entspannen und
organisieren können. Ihre Kraft, hier durchzuhalten, lukreiert
sich aus der gegenseitigen Solidarität und aus dem Traum, in
Europa doch noch reich zu werden.
(weiter im Text unter Bild 1236w)
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