Plastikmeer am Rande Europas - Arbeitsmigration in der industriellen Landwirtschaft
Fotos von Lisa Bolyos und Marco del Pra
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Brahim, ein marokkanischer Immigrant, der mit seinem Bruder in einer Baracke in El Ejido haust, ist Jurist und spricht drei Sprachen. Die Situation in Marokko habe ihn dazu gezwungen, seine Heimat zu verlassen, aber hier möchte er auch nicht bleiben: "Die Chefs sind Rassisten. Wenn man ihnen sagt, man will einen Vertrag, verneinen sie mit den Worten: ‚Ich will einen Illegalen. Der arbeitet viel mehr und ist billiger.' " Der Mindestlohn für einen Tag Arbeit beträgt 37 Euro und 20 Cent. "Die meisten, die man hier fragt, bekommen zwischen 20 und 30 Euro, manchmal noch weniger. Ich habe alles vergessen, was ich hatte und was ich wusste. Der Regierung sind ohnehin nur ungebildete Menschen recht. Und ich möchte auch alles vergessen. Das Leben ist nichts wert. Das Beste ist: arbeiten, schlafen, auf den Tod warten und aus."

Nach den Ausschreitungen vom Februar 2000 hat die rassistische Gewalt kein Ende genommen. Immer wieder kommt es in der Region zu gewalttätigen Übergriffen seitens rechter Schlägerbanden.
Am 13. Februar 2005 erstachen fünf Jugendliche den 40-jährigen Marokkaner Azzouz Hosni, als er in El Ejido aus einem Café kam. Ohne Untersuchung waren sich Polizei und Medien sofort einig: Es handle sich um einen Konflikt im Drogenmilieu. Der Delegierte der Zentralregierung in Almería schloss einen rassistischen Hintergrund der Tat aus.
Azzouz Hosni war Mitglied der LandarbeiterInnengewerkschaft SOC, seit fünf Jahren arbeitete er in El Ejido in den Gemüsetunnels oder auf dem Bau. Er wohnte in einer chabola. Nach Interventionen der SOC und internationaler Proteste wurde der Prozessbeginn für Oktober 2005 anberaumt. Bis heute ist er ausständig.
(weiter im Text unter Bild 1237c)