Venezuela im Umbruch, 2005
Fotos von Anita Röder, Moritz Hanses-Ketteler und Delegación "Solidaridad y Paz"


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1231d.jpg - Empfangskomitee für die TeilnehmerInnen der Weltfestspiele im Flughafen Vargas bei Caracas

Weltfestspiele in Venezuela

  Am 7. August 2005 begannen in Caracas die WFS. Der Flug dauerte 11 Std. und 15 min. Der Flughafen liegt etwas außerhalb der Millionenmetropole im Regierungsbezirk Vargas. Nach der Ankunft wurden wir freudestrahlend von freiwilligen Helferinnen und Helfern (Volontari@s), die an ihren knallroten T-Shirts zu erkennen waren, empfangen.

In Ciudad Miranda befand sich die Unterkunft der deutschen Delegation, mit der wir von nun an die meiste Zeit unterwegs sein sollten. Es war eine kleine Ortschaft, ca. 30 km außerhalb Caracas'. Am Rande des eigentlichen Ortskerns war in realsozialistischer Schnellbauweise eine kleine Siedlung aus dem Boden gestampft worden, die, noch unvollendet im Bau befindlich, nach dem Festival den Opfern der Hochwasserkatastrophe von 2003 (?) zum Quartier werden sollte. Doch erst einmal hieß es die Flut der partywütigen Sozialisten aus aller Welt auszuhalten, was nur von mäßigem Erfolg beschienen war: Schnell waren die Klos verstopft (es ist in südamerikanischen Ländern nicht üblich, das Papier in der Schüssel, sondern daneben in einem Abfalleimer, zu entsorgen), am ersten Tag gab es den ersten Wasserausfall und die Fassungen der Lampen waren bei unserer Abreise alle aus den Wänden gebrochen.
Das gesamte Areal war umzäunt und von Militärs bewacht. Als am Ende des Festivals zwei Volontärinnen verschwunden waren und ein Bus mit 30 Kolumbianerinnen von (Para-) Militärs an der Grenze entführt worden sind und nicht mehr auftauchten wurde der Sinn dieser anfangs übertrieben erscheinenden Sicherheitsmaßnahmen verständlich.
Außer den Deutschen waren in Miranda noch Griechen, Portugiesen, Angolaner, Russen, Kolumbianer, Mexikaner, Türken u.v.a. untergebracht .
"Unsere" Delegation bestand aus Studierenden, Gewerkschafts- und Parteijugendlichen, sowie einigen unabhängig Interessierten. Nach anfänglichem Durcheinander wurde von der Organisation eine Aufteilung nach Nationalitäten durchgesetzt. Wir verloren die Abstimmung gegen die deutsche Fahne und so marschierten etwa 150 Genossinnen und Genossen munter hinter der schwarz-rot-goldenen Fahne her über die Flugbahn des Militärstützpunktes. So zogen die Nationenblöcke auf den Exerzier- und Übungsplatz auf dem ein breit grinsender Hugo Chavez den vorbeiziehenden Massen salutierte.
Nach 7 Std. ohne Nahrung, voll im Jet-Lag und auf dem Zahnfleisch kriechend war etwa um 23h nichts mehr zu holen. Die ca. zweistündige Rede Chavez' wäre recht kurz ausgefallen, wie uns Einheimische versicherten.

Das Festival Mundial de la Juventud y los Estudiantes dauerte neun Tage und bestand aus Vor- und Nachmittagskonferenzen tausender Teilnehmenden, abends wurde zwischen den Unterkünften gefeiert. Parallel zu den Konferenzen wurden Bustouren angeboten. Sozialtouren, Fahrten in die umliegenden Nationalparks und an den Strand.
Montag, der 15. August 2005 - der erste Jahrestag der Ablehnung des Referendums gegen Chavez. Caracas feiert eine große Rumba, das Festival geht mit einer weitern Massenveranstaltung auf dem Boliedro zu Ende. Sind ja alles politische Entscheidungen hier. (weiter im Text unter Bild 1231u)