Venezuela im Umbruch, 2005
Fotos von Anita Röder, Moritz Hanses-Ketteler und Delegación "Solidaridad y Paz"


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Caracas. 23 de Enero

  Die Blöcke von 23 de Enero wurden in den 50ern erbaut, um die "wilden Bauten", kleine selbstgemauerte Häuschen, aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen. Dazu wurden im Sozialbaustil der damaligen Zeit, entworfen vom bekanntesten Architekten des Landes, Carlos Villanueva, mehrere große Wohnblöcke errichtet, die alle Annehmlichkeiten moderner Wohnungen haben sollten. Dieses Unterfangen war nicht von Erfolg gekrönt: Zwischen den Blöcken wuchsen direkt nach Bauende wieder die kleinen 2- Zimmer Häuschen aus Stein, die sich scheinbar beliebig in den Barrios über- und nebeneinander stapeln. Dabei verschwanden fast alle in bester städtebaulicher Absicht zwischen den Blöcken angelegten Grünflächen. 1958 nach dem Sturz des Diktators Marco Jimenez wurden dann Teile der Blöcke besetzt; die Wohnungsnot und Armut war so groß, dass ganze Familien zu diesem Mittel griffen.
Heute leben in den Blöcken ca. 50 000 Menschen, dazwischen in den Casitas ungefähr zehn mal so viele.
Bis heute ist 23 de Enero eine Hochburg der venezolanischen Linken: Aktivisten treffen sich dort in Stadtteilkomitees und organisieren Kultur- und Politikveranstaltungen. An den Wänden große Revolutionsbilder und auf dem Dach eine schwarz-rote Fahne: Alles was an Revolutionsflair übrig geblieben ist; der Alltag wird eher von Pragmatismus und dem täglichen Überlebenskampf denn von Ideologien geprägt.
Im Oktober wurde ein 20-jähriger kurz vor seinem Haus wegen ein wenig Geld, das er dabei hatte, umgebracht.
(weiter im Text unter Bild 1232v)