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Das Kätzchen zu meinen Füßen schnurrte und kuschelte
und ringelte das Schwänzchen. Die Regierung hatte der freien Marktwirtschaft
nach langem Zögern Tür und Tor geöffnet und ebenso die
Landesgrenzen für die Pauschaltouristen. Sie kamen nun in Scharen
und verzehrten in Mengen den großen Fisch, der vorher für
den Export nach Hongkong oder Japan bestimmt war und nun in heimischen
Hotelpfannen für die Gäste aus Übersee brutzelte. Das
eine oder andere saftige Köpfchen landete unter dem Tisch beim
Kätzchen, das immer wieder unruhig um sich schaute, bevor es sich
das unverhoffte Häppchen schnappte. Es profitierte von den Vorzügen
der freien Marktwirtschaft, mochte das Volk im Moment noch am Hungertuch
nagen. Aber der volle Brotkorb würde für die Menschen nicht
mehr lange hoch hängen. An diesem Abend war ich davon überzeugt.
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Am nächsten Abend schnurrte das Kätzchen nicht mehr wie gewohnt
zufrieden unter meinem Tisch. Es verschmähte sogar das saftige
Köpfchen, das ich ihm hinwarf. Eilig wechselte es nicht nur den
Tisch, sondern auch das Restaurant. Nebenan mochte es die saftigsten
Häppchen geben, und das Kätzchen - hurtig! hurtig! - mußte
sich sputen, um vor der Konkurrenz den dicksten Brocken zu ergattern.
Es hatte schnell vom freien Spiel der Kräfte gelernt - und dabei
seine Ruhe unter meinem Tisch verloren.
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