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Der bewaffnete Kampf ist nicht
die einzige Initiative der Rebellen, eine Veränderung in Burma herbeizuführen.
Die von den ethnischen Minderheiten gebildeten politischen Organisationen
streben nach einem demokratischen Regierungssystem in Burma. Einstimmig
verlangen sie ihr Recht auf Gleichheit und Selbstbestimmung. Die meisten
von ihnen proklamieren eine echte demokratische und föderalistische
Union, in der alle Ethnien eine gleiche Stimme haben. Solange die Rechte
und Freiheiten aller in Burma lebenden Völker nicht gewährleistet
sind, kann eine Demokratie nicht funktionieren, meinen sie. Die ethnischen
Oppositionsgruppen schließen sich zu Organisationen, wie der bereits
1976 gegründeten National Democratic Front (NDF) oder der Democratic
Alliance of Burma (DAB) zusammen, um gemeinsame Perspektiven zu diskutieren
und trotz aller kulturellen Unterschiede eine geschlossene Front gegen
die Militärdiktatur zu bilden. Damit wollen sie den direkten Weg
zu einer zukünftigen föderalistischen Demokratie vorbereiten,
der nach dem unbestimmten Ende der Diktatur vor ihnen liegt. Sie lassen
sich dabei von ausländischen Regierungsformen und anderen Widerstandsbewegungen
inspirieren, da durch die jahrzehntelange fatale Bildungspolitik und durch
kulturelle Unterschiede eine offensive demokratische Diskussionsform sowie
politische Weiterbildung, wie wir sie in Europa kennen, in Burma nicht
üblich ist. Logischerweise sind freiheitliche Lebensformen Feinde
der Diktatoren und werden von ihnen somit als bekämpfenswert propagiert,
da sie die angeblich stabile Lage der burmesischen Nation gefährden
könnten. Faktisch gefährdet die Opposition nur die instabile
Lage der Macht in den Händen der Diktatoren. Zudem sind sich die
ethnischen Gruppen nicht immer ganz einig, ein paar von ihnen haben sich
vom Widerstand abgespalten und einen Friedensvertrag mit der Junta geschlossen
und sind nicht in der NDF und DAB vertreten. |
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Zum Anderen verfolgt z.B. der politische Arm der SSA, der Restoration
Council of Shan State (RCSS), eine eigene Politik. Die Junta selbst
hat nach den demokratischen Wahlen von 1990 einen Nationalkonvent
ausgerufen, an dem alle ethnischen Minderheiten offiziell die neue
demokratische Verfassung Burmas ausarbeiten sollen. Die Farce dieses
Konvents verläuft sehr langsam (mittlerweile 14 Jahre !!) und
die Junta hat sich stets eine legale Hintertür offen gelassen,
um weiterhin an der Macht zu bleiben. Die Bestrebungen und politischen
Vorschläge der ethnischen Minderheiten und anderer Oppositionsgruppen
werden konsequent abgelehnt. Die Vertreter des Mon Volkes haben aus
Unmut den Konvent bereits vorzeitig verlassen und die Mitglieder der
NLD Partei boykottieren die Versammlung grundsätzlich. Auch Verhandlungen
mit den Generälen, die von den politischen Organisationen der
aufständischen ethnischer Minderheiten angestrebt wurden, verliefen
ebenfalls im Sande. Aus diesem Grunde hat sich z.B. der RCSS entschlossen,
sich um die Belange ihres eigenen Volkes zu kümmern und nun den
Shan Staat militärisch von den Burmesen zu befreien und dort
eine Demokratie begründen. Der politische Kampf für Demokratie
endet in Burma meistens auf den Schreibtischen der Generäle,
die kein Interesse an einer Abgabe ihrer Macht haben. Die Zugeständnisse
der Militärregierung für Demokratie bleiben leere Versprechen.
Aus dieser fatalen politischen Grundlage heraus ist der Freiheitskampf
der ethnischen Minderheiten und der politischen Gruppen in Burma grob
in drei Teile einzuteilen: erstens die Notwendigkeit militärischer
Strukturen, um die Zivilbevölkerung zu schützen und Stärke
zu zeigen; zweitens liegt allen die friedliche Lösung der Probleme
auf politischer Ebene am Herzen, was meistens mangels ernsthafter
Umsetzung durch das Regime scheitert. An dritter Stelle bemühen
sich alle Gruppen um internationale Aufklärung, um mit Hilfe
von ausländischen Regierungen politischen Druck auf die Generäle
auszuüben und eine demokratische Veränderung zu erzwingen.
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