Südindien, Farbimpressionen, 1993, Teil 1 / 1199k
Fotos und Texte von Otto Göpfert

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Endlich - befreiend für mich -, und ich atmete auf, konnte ich mit wenigem helfen, bedeuteten einige Rupien für die Armen eine Überlebensbrücke über den reißenden Fluß des Hungers. Hier konnte ich mit bunt bedrucktem Papier ein glückliches Lächeln auf die Gesichter der Beschenkten zaubern. Es war ein "Sesam öffne dich", das mir fremde Seelen erschloß. Ich konnte Freude schenken, konnte Augen dankbar aufleuchten sehen, hatte selbst tiefe Freude daran, denn ich erhielt als Gegenleistung für dieses billige Druckerzeugnis, das an die Stelle des Naturalientauschs getreten ist, ein vom Herzen kommendes "Dankeschön!"


In Europa kann man seine Existenz mit Geld untermauern, zementieren, absichern. In der Dritten Welt kann ich mir mit Geld das Gefühl des Da-Seins kaufen, mit einigen Geldschei-nen eine menschliche Basis schaffen, die heißt: Zuneigung und Dankbarkeit.
Die Bestätigung, da zu sein, ist für mich ein reichliches Bakschisch wert. Dem zarten Mädchen Sheeja, das sich erkältet hat, kaufe ich eine schwere Decke aus wärmender Wolle. "148 Rupien, oh, so teuer!" Dafür muß der Vater vier Tage arbeiten. Für mich sind es sieben Mark. Und Sheeba, ihrer Schwester, die sich ein T-Shirt wünscht, kaufe ich eine besonders schwere Quali-tät aus Baumwolle. "48 Rupien! Eine sehr gute Qualität!" Und sie schlägt bewundernd die Hände über dem Kopf zusammen.
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