Internationale Wirtschaftshilfe, die letztlich dazu führt, dass tausende
von Familien ohne Strom da stehen? Kredite, die die Landflucht ankurbeln?
Grotesk, aber wahr! Nach fünf Jahren aufgezwungenem Contra-Krieg
brauchte Nicaragua Anfang der 1990er Jahre viel Geld zum Wiederaufbau
des Landes. Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) erschienen
der neu gewählten konservativen Regierung ein geeigneter Ausweg und
die Bedingungen, an die die Kredite geknüpft waren (z.B. Privatisierungen)
lagen genau auf der neoliberalen Linie der neuen Regierung. Den Preis
dafür musste die nicaraguanische Bevölkerung bezahlen. Mit am
drastischsten wird dies am Beispiel der Privatisierung der Stromversorgung
deutlich, die letztlich dazu führte, dass derzeit ganz Nicaragua
derzeit vier bis acht Stunden täglich ohne Strom auskommen muss.
Wie konnte es dazu kommen? Mit Hilfe der deutschen Entwicklungshilfe,
ausgeführt von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), |
wurde das nicarguanische Stromverteilungssystem erst saniert und anschließend
privatisiert und befindet sich seither zu 79,5% im Besitz des spanischen
Stromkonzerns Unión Fenosa. Der Übergang von Versorgungslogik
zur Profitlogik folgte auf dem Fuß: Die Stromtarife wurden um monatlich
1,5 Prozent erhöht, so dass das ärmste Land Mittelamerikas mittlerweile
die höchsten Energiepreise aufweist. Gleichzeitig wird das Versorgungssystem
zunehmend schlechter, da Unión Fenosa ihre extrem gering hält.
Immer mehr Haushalte konnten die überhöhten Preise nicht mehr
bezahlen, weshalb Unión Fenosa die genannten Stromrationierungen
eingeführt hat. Gegen all dies regt sich Widerstand von Seiten der
Sozialen Bewegungen, der zu neuen Verhandlungen zwischen der neuen Regierung
und dem Stromkonzern geführt hat. Ob daraus nachhaltige Verbesserungen
für die Bevölkerung erwachsen, ist momentan noch nicht absehbar.
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