Umbruch Bildarchiv: Nicaragua
Foto: Teresa Treiber I Text: Sandra Eck

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Von Riesen, Zwergen, Mais und Freihandel
Auf den ersten Blick könnte bei den Freihandelsabkommen durchaus etwas Positives für Nicaragua herauskommen: Nicaraguanische Unternehmen können dank gefallener Zoll- und sonstiger Handelsbegrenzungen ihre Produkte besser z.B. in den USA absetzen, was wiederum die nicaraguanische Wirtschaft ankurbeln würde. Auf den zweiten Blick sieht die Sache jedoch ganz anders aus. „Freihandel tut so, als könnten ein Riese und ein Zwerg auf einer Augenhöhe miteinander kommunizieren“ -mit solchen und ähnlichen Bildern beschreiben so manche politische AktivistInnen in Mittelamerika, was bei Mainstream- Diskussionen um Freihandel gewöhnlich ausgeblendet bleibt: die Machtgefälle zwischen Nord und Süd, wodurch für sogenannte „Entwicklungsländer“ bei diesem Spiel nichts zu gewinnen ist - im Gegenteil. Beispiel Mais: Durch (nicht selten genmanipulierte) Großproduktion sind mexikanische und US-amerikanische Unternehmen in der Lage, Unmengen von Maismehl nach Nicaragua zu exportieren, was dort zu Dumping-Preisen verkauft wird. Da die Löhne in Nicaragua extrem niedrig sind (z.B. verdient eine Lehrerin nur rund 80$ im Monat), greifen natürlich viele zu den importierten Billigprodukten, was tausende lokaler ProduzentInnen in den Ruin treibt. Umgekehrt können nicaraguanische MaisproduzentInnen ihre Produkte in den USA oder der EU quasi nicht absetzen, da sie auf dem US-amerikanischen bzw. europäischen Markt wegen landwirtschaftlicher Subventionen etc. nicht konkurrenzfähig sind. Freihandelsabkommen sind derzeit eindeutig auf dem aufsteigendem Ast. So wurden in mittlerweile allen mittelamerikanischen Ländern CAFTA Freihandelsabkommen mit den USA beschlossen bzw. sind bereits in Kraft. Außerdem laufen Verhandlungen Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mittelamerika, welches beschönigend „Assoziierungsabkommen“ genannt wird. Aktiv ist allerdings auch der Widerstand gegen diese Entwicklung, so findet man etwa in Nicaragua überall Graffitis gegen Freihandel sowie vielerlei politische Gruppierungen, die gegen Freihandelsabkommen mobilisieren.