Auf den ersten Blick könnte bei den Freihandelsabkommen durchaus
etwas Positives für Nicaragua herauskommen: Nicaraguanische Unternehmen
können dank gefallener Zoll- und sonstiger Handelsbegrenzungen ihre
Produkte besser z.B. in den USA absetzen, was wiederum die nicaraguanische
Wirtschaft ankurbeln würde. Auf den zweiten Blick sieht die Sache
jedoch ganz anders aus. Freihandel tut so, als könnten ein
Riese und ein Zwerg auf einer Augenhöhe miteinander kommunizieren
-mit solchen und ähnlichen Bildern beschreiben so manche politische
AktivistInnen in Mittelamerika, was bei Mainstream- Diskussionen um Freihandel
gewöhnlich ausgeblendet bleibt: die Machtgefälle zwischen Nord
und Süd, wodurch für sogenannte Entwicklungsländer
bei diesem Spiel nichts zu gewinnen ist - im Gegenteil. Beispiel Mais:
Durch (nicht selten genmanipulierte) Großproduktion sind mexikanische
und US-amerikanische Unternehmen in der Lage, Unmengen von Maismehl nach
Nicaragua zu exportieren, was dort zu Dumping-Preisen verkauft wird. Da
die Löhne in Nicaragua extrem niedrig sind |
(z.B.
verdient eine Lehrerin nur rund 80$ im Monat), greifen natürlich
viele zu den importierten Billigprodukten, was tausende lokaler ProduzentInnen
in den Ruin treibt. Umgekehrt können nicaraguanische MaisproduzentInnen
ihre Produkte in den USA oder der EU quasi nicht absetzen, da sie auf
dem US-amerikanischen bzw. europäischen Markt wegen landwirtschaftlicher
Subventionen etc. nicht konkurrenzfähig sind. Freihandelsabkommen
sind derzeit eindeutig auf dem aufsteigendem Ast. So wurden in mittlerweile
allen mittelamerikanischen Ländern CAFTA Freihandelsabkommen mit
den USA beschlossen bzw. sind bereits in Kraft. Außerdem laufen
Verhandlungen Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mittelamerika, welches
beschönigend Assoziierungsabkommen genannt wird. Aktiv
ist allerdings auch der Widerstand gegen diese Entwicklung, so findet
man etwa in Nicaragua überall Graffitis gegen Freihandel sowie vielerlei
politische Gruppierungen, die gegen Freihandelsabkommen mobilisieren.
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