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THEMA: NSU
ORT: Dortmund
ZEIT: 4. April 2016
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv 4141 \

Gedenken an Mehmet Kubasik - Mordopfer des NSU

Zum Gedenken an den zehnten Todestag von Mehmet Kubasik, von Mördern des NSU erschossen, demonstrierten am 4. April 2016 in Dortmund 400 Menschen vom Tatort an der Mallinckrodtstraße zum Gedenkstein für die Opfer des rechten Terrors an der Steinwache. Rechtschaffen sei Kubasik gewesen, erklärte der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau in seiner Ansprache vor dem Mahnmal. "Die Aufgabe unseres Staates wäre es gewesen, ihn vor rechtsextremen Terrorbanden zu schützen. Das ist nicht geschehen." Ein Foto-Rückblick von Uwe Bitzel.

Mehmet Kubasik. Sein Name steht an achter Stelle auf dem Mahnmal. Sieben starben vor ihm, zwei weitere sollten folgen. Der Kurde Kubasik beantragte 1991 Asyl in Deutschland. Er und seine Familie nahmen 2003 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ein Jahr später eröffnete er einen Kiosk im Dortmunder Norden, in der Mallinckrodtstraße.
Am 4. April 2006 betreten gegen 13 Uhr Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt den Kiosk. Sie feuern vier Schüsse aus einer Czeska 83 auf Kubasik ab. Zwei treffen ihn in den Kopf. Die Ermittlungen der Polizei gehen unbeirrt und beharrlich in die falsche Richtung: Drogenhandel und eine Geliebte, blutiger Streit in der türkischen Community und Auseinandersetzung in der PKK. Beweise für diese Vermutungen gibt es nicht. Doch aus dem Opfer Kubasik wird so ein Täter gemacht. Die Familie fühlt sich wie Aussätzige. "Man hat uns jahrelang das Leben genommen - und das war die Polizei", sagt später Elif Kubasik, die Ehefrau des Mordopfers. Ihr Hinweis auf einen rechtsextremen Hintergrund der Tat nimmt die Polizei nicht ernst. Das könne man ausschließen. Bis 2011, als der NSU aufflog. Seither wird am Todestag von Mehmet Kubasik ihm und den anderen Opfern des NSU-Terrors gedacht.

Nach wie vor gibt es Merkwürdigkeiten und Fragezeichen: Nach der Enttarnung des NSU hatte die Polizei in der Wohnung von Mundlos, Bönhardt und Zschäpe auch einen Stadtplan von Dortmund gefunden. In ihm waren Anschlagsziele eingezeichnet, mit teils ausführlichen Infos. Wie soll es möglich gewesen sein, solche Details ohne Ortskenntnisse zu erstellen? Außerdem: beim Mord hatten sich Mundlos und Bönhardt nicht daran gestört, dass eine Videokamera im Kiosk installiert war. Woher konnten sie wissen, dass die Kamera nur eine Attrappe war? Alles Anhaltspunkte, dass es vermutlich ortskundige Helfer gab. Und weil das nicht nur bei dem Dortmunder NSU-Mord der Fall war, deutet einiges auf ein mögliches Netzwerk von Unterstützern. Wie das aussah, das lässt sich nur ahnen. Doch der Berliner Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, der beim NSU-Prozess die Nebenklägerin Gamze Kubasik, Tochter von Mehmet Kubasik, vertritt, geht von mehr als 40 V-Leuten im Umfeld des NSU aus. Außerdem hat Dortmund eine aktive Neonaziszene mit guten Verbindungen in den Osten Deutschlands.

Der Fotograf Uwe Bitzel - eine kurze biografische Notiz
Uwe Bitzel ist gebürtiger und bekennender Süddeutscher, lebt allerdings seit mehreren Jahrzehnten in Dortmund im Ruhrgebiet. Hier verdient er seine Brötchen als Journalist.
Sein Interesse für die Fotografie ist bereits irgendwann in seiner Vorschulzeit geweckt worden. Beginn seiner fotografischen Praxis war dann wenige Jahre später - dank der Agfa Isolette seines Vaters. Die steht jetzt gemeinsam mit einigen Nachfolgemodellen in der Vitrine seines Arbeitszimmers. Trotz digitaler Technik - und deren Nutzung - liebt er sein Fotolabor und hat fest vor, in seinem baldigen Ruhestand hier mehr Zeit zu verbringen.





Fotos: Umbruch Bildarchiv
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