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THEMA: Antifaschismus
ORT: Demmin
ZEIT: 8. Mai 2012
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 4141 \

Fest und Protest gegen Naziaufmarsch in Demmin

Ein buntes Fest, eine historisch-politische Demo und Sitzblockaden auf der Naziroute waren starke Zeichen gegen den Trauermarsch der Neo-Nazis, die ihren deutschen Opfermythos zum Gedenken der massenhaften Selbsttötungen von 1945 zum wiederholten Mal in Demmin zelebrieren wollten.
Das war schon beeindruckend, wenn mensch 8. Mai 2012 um 17 Uhr an den Hafen von Demmin kam. Viele Vereine und Organisationen präsentierten sich. Interessante Reden, unterhaltsame bis politische Musik und diverse Darstellungen wechselten sich auf der Bühne ab. Für kulinarische Genüsse war ausreichend gesorgt. Das bunte Treiben am Peene-Ufer lockte mehr als 500 Menschen von nah und fern an, um den Tag der Befreiung vom Faschismus ausreichend zu feiern. Kurz vor 18 Uhr begann der politisch-historische Spaziergang quer durch die Stadt mit vielfältigen Informationen über die Stadtgeschichte und einer Kranzniederlegung an der Gedenkstele für die Opfer des Faschismus. Nebenan gab es in der katholischen Kirche einen Andacht zum selben Thema, gehalten vom evangelischen Pfarrer.

Präsent waren auch die verschiedenen demokratischen Parteien auf den Mahnwachen an verschiedenen Plätzen in Demmin. Am Luisentor wurde in einer Elfeninszenierung der Schüler_innen des Goethe-Gymnasiums dargestellt, wie bunt und lustig das Leben sein kann. Von dem Spaziergang aus gab es mehrere Versuche, zur unattraktiven Aufmarschstrecke der Neo-Nazis abzubiegen, bis es nach einer Weile gelang, sich an zwei Orten auf der Naziroute mit Sitzblockaden dauerhaft einzurichten.
Dies zwang die Neo-Nazis zu einigen Stopps und einer Routenänderung – das erste Mal in Demmin. Leider fehlten noch Menschen für weitere Blockaden, um den Nazis den Weg in den Hafen vollständig zu versperren.Aber der Marsch der Dumpfnasen musste dann direkt das Fest an der Peene passieren. Die zentrale Trauerkundgebung der Faschisten und wenigen
Faschistinnen inklusive Kranzabwurf litt wohl stark unter der Beschallung durch das Fest, weswegen – anders als im letzten Jahr - keine Bilder im Video der Neonazis von ihrer traurigen Veranstaltung im Hafen zu sehen sind.

Interessant war, dass sich viele der Neo-Nazis nicht wie die Jahre zuvor erst in der Stadt trafen, sondern in Autokolonnen gemeinsam anreisten und auch teilweise versuchten, unerkannt zu bleiben.

Unverhältnismäßig war an einigen Stellen das Agieren der Polizei, unter anderem, Polizeihunde ohne Maulkorb bei der Sitzblockade Ecke Loitzer Str./Nikolaistraße einzusetzen oder Menschen daran zu hindern, von einem Schulgelände zur genehmigten Mahnwache am Luisentor zu gelangen. Demonstrant_innen, die auf Bäume klettern wollten, wurde ohne Rücksicht auf ihre Sicherheit gezwungen, herunterzukommen. Die Polizei schritt auch nicht konsequent gegen Flaschenwürfe der Neonazis ein.

Die Demminer_innen waren erstaunt, dass so viele Menschen am 8. Mai auf der Straße waren. Bis jetzt stieg jedes Jahr die Teilnehmer_innenzahl, nicht nur beim Feiern. Mehr als 100 Menschen nahmen dieses Jahr an den Blockaden gegen die Neo-Nazis teil. In zwei größeren Blockaden und vielen kleineren Aktionen ging von Teilnehmer_innen keine Gewalt aus. Die Antifaschist_innen ließen sich durch die Pöbeleien der auch schon Tage zuvor sauer gewordenen Neo-Nazis nicht provozieren und haben bewusst ihre geplanten Aktionen umgesetzt.
Langsam aber stetig verschiebt sich die Stimmung in Demmin. Die Menschen trauen sich immer mehr Gesicht zu zeigen, Farbe zu bekennen, auch wenn dies noch ausbaufähig ist. Denn auch in der „Provinz“ rührt sich der Widerstand gegen die Neonazis und wird stärker.

Die Idee der Neonazis, mit dem geschichtsverfälschenden Gedenken an ihre deutsch-nationalen Opfer in Demmin anschlußfähig zu werden, bringt nicht den von ihnen erhofften Erfolg.
Es wird demnächst in Demmin Beratungen geben, wie die gemeinsamen Aktivitäten vom Aktionsbündnis, Stadt, Landkreis und den vielen Vereinen, Organisationen und Betrieben gegen die Nazis die nächsten Jahre aussehen werden. Ziel für das nächste Jahr ist auch die Kooperation weiter auszubauen, um den Neo-Nazis noch mehr das Wasser abzugraben. - demminnazifrei -

 



Fotos: Christina, Tobias Hecht, OS,
H. Schlechtenberg, Picasa. Alle Rechte vorbehalten
, Georg Schramm, Ulenkrug
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