Fest
und Protest gegen Naziaufmarsch in Demmin
Ein buntes Fest, eine
historisch-politische Demo und Sitzblockaden auf der Naziroute waren starke
Zeichen gegen den Trauermarsch der Neo-Nazis, die ihren deutschen Opfermythos
zum Gedenken der massenhaften Selbsttötungen von 1945 zum wiederholten
Mal in Demmin zelebrieren wollten.
Das war schon beeindruckend, wenn mensch 8. Mai 2012 um 17 Uhr an den
Hafen von Demmin kam. Viele Vereine und Organisationen präsentierten
sich. Interessante Reden, unterhaltsame bis politische Musik und diverse
Darstellungen wechselten sich auf der Bühne ab. Für kulinarische
Genüsse war ausreichend gesorgt. Das bunte Treiben am Peene-Ufer
lockte mehr als 500 Menschen von nah und fern an, um den Tag der Befreiung
vom Faschismus ausreichend zu feiern. Kurz vor 18 Uhr begann der politisch-historische
Spaziergang quer durch die Stadt mit vielfältigen Informationen über
die Stadtgeschichte und einer Kranzniederlegung an der Gedenkstele für
die Opfer des Faschismus. Nebenan gab es in der katholischen Kirche einen
Andacht zum selben Thema, gehalten vom evangelischen Pfarrer.
Präsent waren auch die verschiedenen demokratischen Parteien auf
den Mahnwachen an verschiedenen Plätzen in Demmin. Am Luisentor wurde
in einer Elfeninszenierung der Schüler_innen des Goethe-Gymnasiums
dargestellt, wie bunt und lustig das Leben sein kann. Von dem Spaziergang
aus gab es mehrere Versuche, zur unattraktiven Aufmarschstrecke der Neo-Nazis
abzubiegen, bis es nach einer Weile gelang, sich an zwei Orten auf der
Naziroute mit Sitzblockaden dauerhaft einzurichten.
Dies zwang die Neo-Nazis zu einigen Stopps und einer Routenänderung
das erste Mal in Demmin. Leider fehlten noch Menschen für
weitere Blockaden, um den Nazis den Weg in den Hafen vollständig
zu versperren.Aber der Marsch der Dumpfnasen musste dann direkt das Fest
an der Peene passieren. Die zentrale Trauerkundgebung der Faschisten und
wenigen
Faschistinnen inklusive Kranzabwurf litt wohl stark unter der Beschallung
durch das Fest, weswegen anders als im letzten Jahr - keine Bilder
im Video der Neonazis von ihrer traurigen Veranstaltung im Hafen zu sehen
sind.
Interessant war, dass sich viele der Neo-Nazis nicht wie die Jahre zuvor
erst in der Stadt trafen, sondern in Autokolonnen gemeinsam anreisten
und auch teilweise versuchten, unerkannt zu bleiben.
Unverhältnismäßig war an einigen Stellen das Agieren der
Polizei, unter anderem, Polizeihunde ohne Maulkorb bei der Sitzblockade
Ecke Loitzer Str./Nikolaistraße einzusetzen oder Menschen daran
zu hindern, von einem Schulgelände zur genehmigten Mahnwache am Luisentor
zu gelangen. Demonstrant_innen, die auf Bäume klettern wollten, wurde
ohne Rücksicht auf ihre Sicherheit gezwungen, herunterzukommen. Die
Polizei schritt auch nicht konsequent gegen Flaschenwürfe der Neonazis
ein.
Die Demminer_innen waren erstaunt, dass so viele Menschen am 8. Mai auf
der Straße waren. Bis jetzt stieg jedes Jahr die Teilnehmer_innenzahl,
nicht nur beim Feiern. Mehr als 100 Menschen nahmen dieses Jahr an den
Blockaden gegen die Neo-Nazis teil. In zwei größeren Blockaden
und vielen kleineren Aktionen ging von Teilnehmer_innen keine Gewalt aus.
Die Antifaschist_innen ließen sich durch die Pöbeleien der
auch schon Tage zuvor sauer gewordenen Neo-Nazis nicht provozieren und
haben bewusst ihre geplanten Aktionen umgesetzt.
Langsam aber stetig verschiebt sich die Stimmung in Demmin. Die Menschen
trauen sich immer mehr Gesicht zu zeigen, Farbe zu bekennen, auch wenn
dies noch ausbaufähig ist. Denn auch in der Provinz rührt
sich der Widerstand gegen die Neonazis und wird stärker.
Die Idee der Neonazis, mit dem geschichtsverfälschenden Gedenken
an ihre deutsch-nationalen Opfer in Demmin anschlußfähig zu
werden, bringt nicht den von ihnen erhofften Erfolg.
Es wird demnächst in Demmin Beratungen geben, wie die gemeinsamen
Aktivitäten vom Aktionsbündnis, Stadt, Landkreis und den vielen
Vereinen, Organisationen und Betrieben gegen die Nazis die nächsten
Jahre aussehen werden. Ziel für das nächste Jahr ist auch die
Kooperation weiter auszubauen, um den Neo-Nazis noch mehr das Wasser abzugraben.
- demminnazifrei -
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