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THEMA: Kampf gegen Verdrängung
ORT: Berlin
ZEIT: 9. Januar 2016
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 65 \

"Wir haben sehr großen Revolutionsbedarf" - M99 Laden bleibt!

Am 9.1.2016 haben 1400 Menschen entschlossen und lautstark gegen die drohende Zwangsräumung des M 99 Wohnladens (der Gemischtwarenladen für den Revolutionsbedarf) durch den Vermieter Frederick Hellmann, demonstriert. Den Laden in der Manteufellstraße in Kreuzberg gibt es bereits seit über 30 Jahren. HG, der den Laden aufgebaut hat, ist im ganzen Kiez als „politisches Urgestein“ bekannt. Jetzt soll er wegen einer angeblich unerlaubten Untervermietung geräumt werden.

Bei einer Zwischenkundgebung schilderte HG Lindenau seine Situation:
„Der Eigentümer sowie auch sein Anwalt Herr Wollmann haben mir, meiner Ansicht nach, in dem Instandsetzungsvertrag vom 18.3.2014 ein Bleiberecht schriftlich garantiert. Dann aber setzte Herr Wollmann beim Prozess vor dem Amtsgericht am 27.2.2015 ein Räumungsurteil durch. Der Anwalt behauptet, ich wäre nicht kompromissbereit. Dabei habe ich seit dem Räumungsurteil vom Februar 2015 baurechtliche und feuerschutzrechtliche Maßnahmen für die 3 Zimmerwohnung mit Kammer durchführen lassen, diese wurden abgenommen und von mir selbst bezahlt. Auch über die Frage des Untervermietens gibt es ständige Neuauslegungen des Anwaltes. Ich aber sage: ich habe nie ein schriftliches Wohn- und Ladenweiterbetriebsangebot erhalten. Mein Angebot steht im Instandsetzungsvertrag vom 18.3.2014.: Unten ein Ladenwohnmietvertrag für Wohnung und Verkaufsräume. Oben eine Assistenzbewohnung mit Untermietvertragsberechtigung. Zur Aufklärung fordere ich deswegen: einen Runden Tisch statt einer Zwangsräumung“

Auch Vertreter*innen von der Köpi, der Friedelstraße 54 und von der Potse berichteten über ihre Situation und zeigten ihre Solidarität. Ein Vertreter der Nachbarschaftsinitiative „Bizim Kiez“ schilderte die Kiezarbeit im Wrangelkiez, dort konnte die Räumung des Gemüseladens „Bizim Bakkal“ erfolgreich verhindert werden.
Während der gesamten Demonstration waren Filmteams der Polizei unterwegs um Menschen abzufilmen, die wegen der winterlichen Temperaturen ihren Schal etwas über die Nase gezogen hatten. Insgesamt wurden von 9 Personen die Personalien aufgenommen, drei wurden auf eine Polizeistation gebracht.
Im Februar droht die Räumung, die auf massiven Widerstand stoßen dürfte.

Update vom 9.2.2016: Der auf den 11. Februar verschobene Prozeßtermin, in dem es um die Kellerräume des M99- Ladens gehen sollte, wurde vom Anwalt des Eigentümers abgesagt. Damit sind die Kellerräume für HG gesichert. Der Laden und die Wohnung im 1. Stock sind weiterhin gefährdet. Angeblich signalisierte der Anwalt des Eigentümers Verhandlungsbereitschaft, an einem von HG geforderten Runden Tisch teilzunehmen.
Update vom 18.2.2016: Vorerst keine Zwangsräumung. Für den Laden mit Revolutionsbedarf M99 gibt es wieder etwas Hoffnung. In den nächsten Wochen wollen die EigentümerInnen
der Manteuffelstraße 99 den vorliegenden Räumungstitel gegen die Ladenräume in dem Gebäude nicht vollstrecken lassen. Das ist das Zwischenergebnis eines runden Tischs, zu dem am Dienstag (16.2.) die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg Monika Herrmann eingeladen hatte. Neben ihr und zwei weiteren BezirksvertreterInnen nahmen daran die AnwältInnen
beider Seiten sowie der Ladenbetreiber Hans Georg Lindenau teil. „Das Gespräch fand in einer konstruktiven Atmosphäre statt. Beide Seiten haben sich zu einer Fortsetzung der Verhandlungen
in rund zwei Wochen bereit erklärt", fasste Lindenau gegenüber der taz das Ergebnis zusammen. Die Eigentümerseite hatte beim Gespräch auf die Einstellung von Bedrohungen im Internet gedrängt, der sie in der letzten Zeit ausgesetzt gewesen sei. (taz-Berlin-Meldung vom 18.2.)

Update vom 4.3.2016
: Nachdem es vor zwei Wochen in Anwesenheit des Vermieters Hellmann selbst so aussah als könnte ein Kompromiss vielleicht noch gefunden werden (gegenseitige weit auseinander liegende Angebote wurden ausgetauscht), wurde beim zweiten runden Tisch am 3. März 2016 vom allein auftretenden Anwalt Wollmann unmissverständlich deutlich gemacht, dass vom Vermieter nur ein "friedliches und ruhiges Auseinandergehen" gewünscht ist. Der Anwalt machte klar, dass es keine Zukunft für HG im Haus in der Manteuffelstr. 99 geben soll.
Ausführlicher Bericht bei Bizim Kiez: Vermieter will dem M99 keine Zukunft geben, Mieter Lindenau steht vor der Zerstörung seiner Existenz (PM vom 11.3.2016)

 



Fotos: Umbruch Bildarchiv
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