Das Kubat-Dreieck
Am 1. Juli 1988
flüchteten die BesetzerInnen des Kubat-Dreieck mit einem legendären
Mauersprung von West nach Ost.
Wir begeben uns auf die Spuren des Kubat-Dreiecks. Anlass ist der Jahrestag
der Räumung dieses kuriosen besetzten Dorfes am 1. Juli 1988. Das
ursprünglich und auch heute noch als Lenné-Dreieck bezeichnete
Gebiet in Berlin lag nach dem Mauerbau zwar auf Westberliner Seite, gehörte
aber eigentlich dem Staatsgebiet der DDR an. Über die Zeit entwickelte
sich aus dem ungenutzten Niemandsland ein Biotop mit 161 verschiedenen
Pflanzenarten. Westberlin plante auf diesem Gebiet eine Stadtautobahn
(Teilstück der Westtangente). Im Rahmen dessen sollte ein Gebietstausch,
der 16 Flächen (Enklaven) umfasste, zwischen Westberlin und der DDR
stattfinden. Zusätzlich zahlte Westberlin 76 Mio. DM an die DDR.
Stichtag der Gebietsübergabe sollte der 1. Juli 1988 sein.
Dies war Anlass für die Besetzung, an der sich UmweltschützerInnen,
Punks, Autonome und weitere Linke aus Westberlin beteiligten. Die DDR
hatte kein Interesse die BesetzerInnen zu vertreiben oder wollte keinen
Imageverlust gegenüber der Westberliner Linken riskieren. Die Westberliner
Polizei hatte wiederum keine Berechtigung auf das Gebiet zuzugreifen,
dadurch ergab sich auf dem Lenné-Dreieck ein Freiraum, der sich
zur Besetzung anbot. Das Angebot nahmen hunderte Leute dankbar an. Am
26. Mai errichteten sie auf dem Kubat-Dreieck die ersten Hütten.
Der Name sollte an Norbert Kubat erinnern, der nach dem Riot in Kreuzberg
am 1. Mai 1987 inhaftiert worden war und sich am 26. Mai 1987 in der Zelle
das Leben nahm. Weiter im Überblick siehe unten.
Neben der Bildergalerie die wir für Euch zusammengestellt haben,
gibt es einen Videoausschnitt
von autofokus
(siehe oben) und zwei Audiointerviews mit einem der ehemaligen Besetzer,
der mit über die Mauer sprang und einem ehemaligen DDR-Offizier,
der das Treiben - nicht nur aus beruflichen Gründen - von der anderen
Seite verfolgte (siehe rechts).
Wir,
dass sind Lea v. Lüttichau und Anna Motzel, neu in Berlin und zur
Zeit Praktikantinnen im Umbruch-Bildarchiv. Für uns waren die Kubat-Recherchen
ein interessanter Einblick in die Berliner Besetzer-Geschichte, an der
wir gerne teilgenommen hätten.
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Audio-"Interview
West" (7'13
Min, mp3)
hier
anhören
mit HG, der damals bei der Besetzung und
auch beim Mauersprung mit dabei war. Die Räumung des Kubat-Dreieck
war für ihn Auslöser einer persönlichen Krise.
Er berichtete uns, dass das ständige traktiert werden durch
die Polizei, sowie die Drohung, für Jahre in den Knast gehen
zu müssen, mit dazu beitrugen, dass er später vor einem
Kirchturm "gestürzt" gefunden wurde. Seitdem ist
er querschnittsgelähmt.
HG hat den Infoladen M99 in der Manteuffelstraße 99 (kurz
vor seiner Zwangsräumung im Jahr 2017 fand er neue Unterkunft
in der Falckensteinstraße 46), in dem man unter anderem
linke Bücher und Klamotten bekommt. Link zu seiner Geschichte
siehe unten. |
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Audio-"Interview
Ost" (8'26 Min, mp3) hier
anhören
mit FT, einem ehemaligen Offizier der DDR
der zum Zeitpunkt der Besetzung an der Berliner Mauer zur Grenzaufklärung
eingesetzt war. Er konnte damals das Geschehen von der Ostseite
aus miterleben und beschäftigt sich auch heute noch mit der
Geschichte des Kubat-Dreiecks ... |
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