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THEMA: Anti-Kriegsbewegung
ORT: Strasbourg
ZEIT: 3. April 2009
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv/ 5171 \

60 Jahre Nato – Jubiläum mit brennenden Barrikaden

Mit einem "Doppelgipfel" in Kehl und Strasbourg feierte die Nato Anfang April 2009 auf der deutschen und französischen Seite des Rheins ihr 60. Jubiläum. Die Anti-Kriegsbewegung mobilisierte europaweit gegen den NATO-Gipfel und stieß auf einen Ausnahmezustand: weitflächige Abschirmungen und No Go-Areas, Ein- und Ausreisebeschränkungen und -verbote. Baden-Baden, Kehl und Strasbourg wurden zu Festungen ausgebaut, um sich gegen den Anti-NATO-Protest abzuschotten. Dies gelang nur zum Teil. Trotz massiv repressivem Vorgehen der französischen Polizei schwebte ein Hauch brennender Barrikaden über den Natofeierlichkeiten. Thomas Trueten sandte uns seine Eindrücke und Fotos von den Tagen. Vielen Dank dafür.
Siehe auch die Fotos vom Tag darauf Teil 2 (4. April 2009)


Strasbourg, 03.04.2009:
Von wegen "ich bin mal eben auf dem Camp"


Gestern hatten wir uns noch darüber gefreut, dass die großzügigen Strasbourger Verkehrsbetriebe am 3. und 4. April Nahverkehr zum Nulltarif anbieten. Wegen der NATO Heucheleien Feierlichkeiten. Heute dann das böse Erwachen am Hauptbahnhof in Strasbourg: Komplettausfall des Nahverkehrs wegen der NATO. Zusammen mit ein paar Dutzend anderer hatten wir uns dann sogleich zu Fuß auf den Weg ins Camp gemacht, das "in der Nähe" sein sollte. "In der Nähe" variierte konkret zwischen 6 und 8 Kilometer. Dass aus der lächerlichen Strecke dann gefühlte 20 Kilometer wurden, lag an den netten französischen Bullen Wachtmeistern, in deren Sperren wir mehrfach liefen. Kein anderer Weg führte ins Camp. Die erste Kontrolle führte dazu, dass wir ins CC Moldoi eskortiert wurden, als gefühlter Demoältester wurde ich gleich an die Wand gestellt. Personalien interessierten ebensowenig wie Presseausweise, dafür durften ein paar aufmerksame Beamte an mir herumfummeln. Der Weg ins Camp wurde dann von 4 weiteren Kontrollen weiter verkompliziert, jedesmal das selbe Theater, ernsthaft durchsucht wurden wir nicht es ging den Wachtmeistern wohl mehr um die Einschüchterung der Kontrollierten. Im Camp angekommen trafen wir dann sogleich auf mehrere hundert der offenbar gefürchtetsten Menschen Europas, ja der ganzen Welt, friedlich versammelt. Nachdem wir gestern unvermittelt Franz getroffen hatten, waren wir doch erfreut, nicht so einsam herumlaufen zu müssen.
Die Campbewohner freuen sich über Besuch. Gestern gab es neben der Spontandemonstration auch den Versuch der Polizei, das Camp zu stürmen, der ganze Acker ist voll von leeren Schockgranaten- und Gummigeschosshülsen. Einige hatte es auch schwer erwischt, teilweise wurden Teilnehmer im Gesicht von Gummischrot getroffen.
 


Fotos: Thomas Trueten/Umbruch Bildarchiv

weitere Fotos (21 Bilder): fotogalerieWeiter
Die Polizei hatte während wir im Camp waren nichts besseres zu tun, als einige Clowns einzukesseln. Während sich eine Spontandemo sammelte, um dagegen zu protestieren, kam die Nachricht, dass die Clowns freigelassen wurden. Die Freude darüber währte jedoch nur kurze Zeit, denn die Polizei machte die einige Zufahrtsstraße mit einem Wasserwerfer und einigen Beamten zu, die Vermutung, die Polizei würde erneut versuchen das Camp zu stürmen, machte die Runde. Mehrere Stunden gingen dann die Proteste an dieser Straße, inclusive mehrerer Barrikaden, Schlichtungsversuchen durch das Legalteam usw. auf der einen Seite, und Tränengas- und Schockgranateneinsätzen auf der anderen Seite. Die Versuche einiger Demoteilnehmer, die Polizei mit Steinen, Urinflaschen und Anzünden der Barrikaden zum Verlassen der Straße zu bewegen wurden erst nach Löschung der Barrikaden per Wasserwerfer und einigen Scharmützeln von Erfolg gekrönt.
Die freundlichen Anwohner zeigten sich teilweise schockiert über den Polizeieinsatz, aber auch über einige Aktionen aus der Menge der Menschen an den Barrikaden.
Ich weiß jetzt auch, warum ich beim Fußball immer den Schiedsrichter machen mußte: Beim Versuch, eine Schockgranate, die mir vor die Füße purzelte elegant wegzukicken, explodierte das Teil. Ich habe nicht mal getroffen. Autsch! 10 Treffer am Schienbein, Hose durchlöchert. Aber andere hatte es wesentlich schlimmer erwischt. Da das Camp nur durch diese Straße betreten werden konnte, waren wir gegen später dann doch froh, daß der öffentliche Nahverkehr wieder aufgenommen war. Auf die morgigen Feierlichkeiten, die in Strasbourg ab 13 Uhr an der Europabrücke beginnen, freuen wir uns mit zahlreichen anderen Menschen jetzt natürlich ganz besonders. - Thomas Trueten -

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