Antirassismus
- und Klima - Camp
in
Hamburg vom 16. - 24.08.08
Die Blockade des Hamburger
Flughafens am Freitag und eine Demonstration zum geplanten Kohlekraftwerk
Moorburg am Samstag waren Höhepunkte des ersten Klima- und Anti-Rassismus-Camps
2008 in Hamburg, das am Sonntag zu Ende ging. Neben diesen Großaktionen
gab es eine bewegte Woche mit vielen phantasievollen Aktionen, die die
Idee eines gemeinsamen, übergreifenden Klima- und Antira-Camps auf
den Punkt brachten, zum Beispiel die gelungene Supermarktaktion zu Beginn
des Camps. Die Stadt Hamburg wurde vor allem aus zwei Gründen als
Campstandort ausgewählt: wegen des Kohlekraftwerk-Neubaus in Moorburg
und weil die Hamburger Ausländerbehörde europaweit führend
ist bei der Organisation von Sammelabschiebungen.
Mehr als 1.000 Menschen
begrüßten am Samstag, dem 16.08.08, die TeilnehmerInnen
des Doppelcamps mit einer Auftakt-Demonstration)
durch die Hamburger City. Das Motto: "Für ein ganz anderes
Klima - globale soziale Rechte für alle!" Es war der offizielle
Einzug der antirassistischen Gruppen in das Camp in Hamburg-Lurup, während
die Klima-Leute bereits größtenteils Freitag ihre Zelte auf
der Wiese am Volkspark aufgeschlagen hatten.
Am Sonntag
wurde sich beim Global Pass Fest im Stadtpark mit einem antirassistischem
Fußballturnier eingestimmt auf die kommenden Tage.Ein Ziel des
Global Pass Fests ist es, die Inhalte des antirassistischen Camps auch
in den migrantischen Communities Hamburgs bekannt zu machen und sie miteinzubeziehen.
Sport vereint Menschen aus verschiedensten Ländern weltweit, im Fußball
sind die Regeln in Frankreich, Mozambique oder Deutschland für alle
gleich.
Am Montag haben
Leute von der tatsächlichen Atommüll-Standorten Gorleben, Morsleben,
Asse und Schacht Konrad eine Installation auf dem Altonaer Spritzenplatz
vorgenommen: ein "Bohrturm" wurde aufgerichtet und der Untergrund
mit Hilfe einer Rüttelplatte seismografisch abgetastet. Zeitgleich
waren TeilnehmerInnen des Camps mit öffentlichen Verkehrsmitteln
quer durch Hamburg unterwegs; im Gepäck: 200-Liter-Fässer mit
Atommüll.
Ebenfalls am Montag
blockierten rund 300 AktivistInnen einen ALDI-Markt in Hamburg-Altona.
Überraschend besuchten zuerst rund 25 Möhren und Rettiche den
Supermarkt
und eigneten sich mehrere Obst- und Gemüsekisten, sowie Schokolade
an.
Am Dienstag
war unter den Motto: "Mit Flöten gegen Frontex"
der Aktionstag gegen die EU-Grenzschutzagentur in Lübeck. 550 Menschen
demonstrierten vor der Polizeiakademie, und zogen später mit einem
Umzug in und durch die Innenstadt.
Auch am Dienstag
blockierten über 250 Menschen die weltweit größten Agrodieselanlage
der Welt. In zwei Demonstrationszügen zogen die Klimaschutzaktivisten
zu der Agrodieselanlage
und versperrten die beiden Zufahrtsstraßen und damit den Tanklasterverkehr.
In der Anlage im Hamburger Hafen wird Gensoja aus Südamerika und
Palmöl von den gerodeten Regenwaldflächen Indonesiens zu "Diesel"
für deutsche Autos verarbeitet.
Am Mittwoch protestierten Umweltaktivisten auf der Baustelle gegen
das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg. Dabei kletterten fünf AktivistInnen
auf hohe Baukräne und seilten sich mit einem Transparent (Energiekonzerne
enteignen) ab. Die alternative
Hafenrundfahrt, die am frühen Abend am Hamburger Hafen stattfand,
änderte spontan die Route und fuhr auf einen Abstecher bei Moorburg
vorbei.
Einen wahren Demo-Marathon gab es am Donnerstag mit Kundgebungen
vor verschiedenen Abschiebeeinrichtungen. Der Demoparcour begann am
Morgen vor der Ausländerbehörde in der Amsickstraße 28,
dann ging's weiter zur Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtung in der
Sportallee 70, wo die Refugees aus Oldenburg eine phantastische Musikeinlage
hinlegten. Anschließend gab es längeren Aufenthalt vor der
Lufthansa-Basis, weil die Demo von der Polizei nicht zum angemeldeten
Kundgebungsort vorgelassen wurde. Nach einer Kurzkundgebung bei "Hamburg-International"
endete der Aktionstag gegen Abschiebungen mit einer Kundgebung gegen Polizeigewalt
und rassistische Kontrollen am Hamburger Hauptbahnhof.
Ein Höhepunkt des Hamburger Camps war am Freitag der Aktionstag
"Fluten 3.0"
(Fotos) rund um den Hamburger Flughafen. Schon bevor sich über
1000 Leute an der S-Bahnstation Ohlsdorf zur Kundgebung und anschließenden
Demonstration in Richtung Hamburger Flughafen versammelten, begannen in
den Terminals bereits die ersten Aktivitäten. Verteilung von global
passports, eine Massenhochzeit, Transparentaktionen und Pauschaltouristen
gegen Abschiebungen ... - eine ganze Reihe von Gruppen hatten sich vorbereitet
und waren nicht selten als perfekte Rollkoffertouristen verkleidet
auch problemlos ins Flughafeninnere gelangt. Über mehrere
Stunden bis zum späten Nachmittag, als nochmals zweihundert DemonstrantInnen
in Form einer Polonaise lautstark durch das Gebäude fluteten, wurde
das Terminal 1 in eine öffentlichkeitswirksame Protestzone gegen
Abschiebungen verwandelt.
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Fotos:
Marily Stroux/r.ojo/heba/Umbruch-Bildarchiv
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