kampagne und hintergrund
Engin Celik befindet
sich in großer Gefahr. Wir rufen alle fortschrittlich eingestellten
Organisationen und Menschen (auch die, die bereits für seine Freilassung
aktiv waren) auf, alles zur Verhinderung der Abschiebung und für
seine Asylanerkennung zu tun. Wir
bitten Euch eindringlich, Euch mit der Forderung nach der Asylanerkennung
für Engin Celik an die unten stehende Adressen zu wenden.
Engin Celik ist in Deutschland bekannt geworden durch seine scharfe
Kritik an der brutalen Unterdrückungspolitik des türkischen
Staates gegen die kurdische Bevölkerung. Als Mitglied der Theatergruppe
"Bühne der Träume", der Musikgruppe "Daglara
Ezgi" und als Dichter ist er auf vielen Kulturveranstaltungen aufgetreten
und ist dabei mit verschiedenen Kulturpreisen ausgezeichnet worden.
Zuletzt ist er beim "Internationalen Yilmaz Güney Festival"
in Frankfurt im November 2006 mit dem Ersten Preis für seine Dichtkunst
geehrt worden.
Neben seiner intensiven
politischen Kulturarbeit widmet er seine gesamte verbleibende Zeit der
Jugend- und Menschenrechtsarbeit. Er organisiert zusammen mit anderen
Seminare und Diskussionsabende für Jugendliche, um eine fortschrittliche
und gesellschaftliche Entwicklung zu fördern und unter den TeilnehmerInnen
Werte wie Solidarität, Mut gegen Ungerechtigkeit aufzustehen, Respekt,
Offenheit und Selbstbewusstsein zu fördern.
Das Mig-Zentrum
(Verein der kulturellen medialen Kommunikationsstelle der Migration
e.V.) und das "Internationale Zentrum B5" in Hamburg sind
feste Basen seines kreativen Schaffens. Darüber hinaus gibt er
viel Zeit für Veranstaltungen, Treffen und Musik- und Theaterauftritte
in ganz Deutschland auf.
In der Menschenrechtsarbeit
wirkt er vor allem aktiv im bundesweiten Netzwerk der "Karawane
für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen". Er
sieht es als seine Aufgabe, die chauvinistische und repressive türkische
Staatspolitik öffentlich zu machen und sich mit dem Kampf anderer
Flüchtlinge gegen politische Verfolgung, Unterdrückung der
Meinungsfreiheit, für wirkliche Demokratie und Emanzipation zu
solidarisieren. Mit der Hervorhebung des Karawane-Slogans "Asylrecht
ist Menschenrecht und kein Privileg" schloss er sich der Kritik
gegen die rigorose Abschiebepolitik in Deutschland an. Auch ihm selbst
verweigern die deutschen Behörden den Schutz vor seiner Verfolgung
in der Türkei.
Briefe mit der Forderung
nach Asylanerkennung bitte an:
Schleswig-Holsteinisches
Verwaltungsgericht
Brockdorff-Rantzau-Straße 13
24837 Schleswig
Tel.: 04621 86-0
Fax: 04621 86-1277
Email: verwaltung@ovg.landsh.de
Innenministerium
Schleswig-Holstein
Innenminister Ralf Stegner
Düsternbrooker Weg 92
24105 Kiel
Telefon: 0431/9 88-0
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mehr Informationen:
http://www.thecaravan.org
Kontakt: Karawane Hamburg: 040-43 18 90 37 oder mobil 0174-150 84 57
Hintergrund seiner Flucht nach Deutschland
Engin Celik hat
früh in seiner Kindheit erfahren, was Unterdrückung und rassistische
Verfolgung bedeuten. Das Licht der Welt erblickte er in der kurdischen
Ortschaft Tunceli (Dersim). Seine Familie (kurdische Aleviten) waren
gezwungen, durch die immer schärferen Angriffe des türkischen
Militärs, Dersim zu verlassen.
Engin Celik war 14 Jahre alt, als er 1993 mit seiner Familie (wie zuvor
und danach Zehntausende anderer KurdInnen) nach Istanbul floh.
Mit 17 Jahren wurde Engin Celik auf der Ersten-Mai-Demonstration im
Zuge von Polizeiangriffen das erste Mal festgenommen. Als Kurde aus
Dersim bekam er die doppelte Menge an Schlägen und Misshandlungen.
Als er sein Studium
begann, engagierte er sich immer stärker in der demokratischen
und revolutionären Bewegung und gründet seine erste Musikgruppe.
An der Universität waren er und seine MitstreiterInnen immer wieder
den Angriffen türkischer Faschisten (der Grauen Wölfe) ausgesetzt.
Unbeirrt, aber mit großer Vorsicht setzte er seine politische
und kulturelle Arbeit fort. Nach dem großen Erdbeben im August
1999 engagierte er sich für die Unterstützung der obdachlos
gewordenen Menschen. Bei Protesten gegen die mangelnde Hilfe durch den
Staat wurde er im Jahr 2000 wieder einmal festgenommen. Die Polizisten
versuchten ihn zu zwingen, mehrere Blankopapiere zu unterschreiben,
was er verweigerte und dafür der Folter unterzogen wurde. Der Polizeiarzt
verweigerte ihm danach, ein Attest über die Misshandlungen auszustellen,
sondern erklärte sogar schriftlich, dass Engin Celik ohne Verletzungen
und körperlich fit aus der Haft entlassen worden sei.
2002 gründete
Engin Celik zusammen mit anderen KommilitonInnen eine studentische Zeitung,
die das antidemokratische Hochschulgesetz "YÖK" kritisierte.
Dies hatte erneute Verfolgung zur Folge. Gegen Engin Celik wurde als
Mitbegründer und Redakteur ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Der Verein "SAGEK" (Klub für Soziale Aktivität und
Entwicklung), den er mit anderen demokratischen und revolutionären
studentischen AktivistInnen gegründet hatte, wurde verboten und
als illegale Vereinigung bezeichnet.
Im August 2003 wurde das Ermittlungsverfahren gegen Engin Celik eingestellt,
um dann zwei Monate später unter dem neuen "Terrorbekämpfungsgesetz"
(TYK Paragraph 7-2) wieder aufgenommen zu werden.
Anwälte erklärten ihm, dass er sich in kritischer Situation
befinde. Er versteckte sich bei FreundInnen und konnte im November 2003
nach Deutschland fliehen.
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Übersetzung zweier
Songtexte von Engin Celik
Gedicht und Song
für ein 12 jähriges kurdisches Kind, Ugur Kaymaz, der in Mardin
am 20. November 2004 mit seinem Vater vor Augen seiner Mutter und Geschwistern
vom türkischen Militär erschossen wurde.
Cocuk
Kind
Das Leben auf einer Seite,
In einer klaren Nacht,
sollen die Sterne leuchten,
12 Jahre alt und 13 Kugeln,
Kind, dein Name soll mich täuschen,
Jeder Frühling in deiner Hand,
Kawas Blumen,
Augen halb geschlossen,
Ist es deine Schuld, dass du ein Kind bist?
Dein Herz ist hinter den Barikaden
während du fällst, Kleider durchnässt,
deine Hand ist zur Faust geworden,
Halte dein Kopf hoch, Kind!
Engin Celik
Gedicht und Song für die 30 Guerillas, die ihre Füsse nach
einer Auseinandersetzung mit dem Militär verloren haben. Und für
Barbara Anna Kistler geschrieben.
Yel Dagi
Berg von Berg
Unsere Bestandteile sind Liebe und Kampf,
und wir sind diejenigen, die für diese Liebe kämpfen,
Oh du Berg von Stürmen und Schnee
von uns hast du die Füsse genommen,
aber uns kannst du nicht aufhalten,
wir sind noch nicht satt von deiner Sonne!
Wir haben es unserem Volk versprochen,
wir werden nie schweigen.
Lawinen fallen, Stürme gehen über uns,
Barabara ist die Sonne von Munzur!
Engin Celik
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Daglara Ezgi
Hamburg, 18. Januar 2007
Engin Celik, Mitglied
unserer Musikband Daglara Ezgi
Sehr geehrte Damen
und Herren,
mit diesem Schreiben
möchten wir Ihnen mitteilen, dass Herr Engin Celik ein Mitglied
unserer Gruppe ist. Er spielt die Gitarre, singt und schreibt unsere
Texte.
Unsere Band macht
Protestmusik gegen die verbrecherische und militaristische Politik des
türkischen Staates und auch gegen Menschenrechtsverletzungen weltweit.
Wir nehmen keine Bezahlung für unsere Auftritte, weil wir nicht
für Geld spielen, sondern um Unrecht, Unterdrückung, und staatliche
Repression an die Öffentlichkeit zu tragen. Wir wollen unsere Musik
und unsere Botschaften zu den Menschen bringen und spielen auf vielen
politischen Veranstaltungen.
Herr Celik ist bekannt
als oppositioneller Musiker und eine Rückkehr in die Türkei
würde ihn die Repression, Haft, und Folter von Seite der türkischen
Autoritäten aussetzten. In den letzten Monaten haben wir bei den
folgenden Veranstaltungen gespielt:
8. März 2006,
Frauentag Mig-Zentrum, Hamburg
Mai 2006, Gedenkveranstaltung an Ibrahim Kapakaya, ATIF, Hamburg
17. Juni 2006, Gedenkveranstaltung an die 17 Gefallenen, Hamburg
10.09.2006, Solidaritätsveranstaltung für Dersim, Hamburg
22.10.2006, Gedenkveranstaltung Yilmaz Güney, Hannover
Wie in den Medien berichtet wird und auch aus unseren Erfahrungen bekannt
ist, sind Musiker, Schriftsteller, und Journalisten, die den türkischen
Staat kritisieren, seit Jahren und noch heute massiver Repressionen
ausgesetzt. Aus diesem Grund müssen die meisten oppositionelle
Musiker flüchten und im Exil leben.
Wir fordern eine
sofortige Freilassung von Herrn Celik, da wir fürchten, dass ihn
in der Türkei unmenschliche Behandlung erwartet.
Orhan Erdogan
Daglara Ezgi
Die Kampagne braucht inzwischen auch dringend Geld.
Bisher haben wir, der enge UnterstützerInnen- und Freundeskreis,
fast 3.000 Euro für Anwalt, Fahrtkosten für Kundgebungen und
Gefängnisbesuche, Informationsmaterial, Telefonkosten, etc. aufgebracht.
Unsere Reserven sind zu Ende. Neue Anwaltskosten und Kosten für
die Öffentlichkeitsarbeit rollen an.
Bitte helft uns
auch mit finanzieller Unterstützung
Verein zur Förderung
der Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen e.V.
Hamburger Sparkasse
Kontonummer: 1268 134 259
Bankleitzahl: 200 505 50
Stichwort: Engin
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