Plastikmeer am Rande Europas - Arbeitsmigration in der industriellen Landwirtschaft
Fotos von Lisa Bolyos und Marco del Pra
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Gabriel Ataya M'Binky - Gewerkschafter der SOC (Sindicato de Obrer@s del Campo)

 

Die unabhängige andalusische LandarbeiterInnengewerkschaft Sindicato de Obrer@s del Campo (SOC) engagiert sich seit dem Jahr 2000 in der Provinz Almería. Diese Gewerkschaft, die kaum öffentliche Förderungen erhält, ist eine wirksame Kraft gegen den rassistischen Konsens, der von den Landwirtschaftsverbänden, von den Behörden und weiten Teilen der Bevölkerung getragen wird. Der Hauptfokus der SOC liegt auf der Selbstorganisation der MigrantInnen in der Region.
Für die TagelöhnerInnen ist es äußerst schwierig, sich zu organisieren. Die Treibhausregion ist weitläufig und arm an Infrastruktur, die Zugewanderten sind in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt.

Gabriel M'Binky kam selbst vor 12 Jahren aus Senegal über Melilla nach Spanien und kennt die Lebens- und Arbeitsbedingungen der MigrantInnen im "Plastikmeer" aus eigener Erfahrung. Seit 2001 sind er und sein marokkanischer Kollege Abdelkader Shasha als hauptamtliche SOC-Gewerkschafter tätig und vertreten die Interessen der migrantischen ArbeiterInnen im Poniente.
Bei rassistischen Übergriffen werden die MigrantInnen zur Polizei begleitet, Legalisierungsprozesse werden unterstützt und in der Zone der Gewächshäuser werden Gewerkschaftslokale eingerichtet, die als Anlaufstellen, Treffpunkte und Soziale Zentren für die Betroffenen dienen. Durch ihre gewerkschaftliche und antirassistische Arbeit setzen die SOC-AktivistInnen sich selbst ständigen Drohungen aus.

Neben der Verteidigung der elementaren Rechte der MigrantInnen hat die SOC auch langfristige Perspektiven:
Angedacht ist der Aufbau eines freien Radios in verschiedenen Sprachen entlang der gesamten Küstenzone Almerías. Das Radio ist die Hauptinformationsquelle, über die migrantische TaglöhnerInnen in der Provinz verfügen. Es kann als Instrument für Kommunikation und Organisierung im Kampf dienen. Die SOC will nun die Pläne zur Gründung einer offenen Stiftung konkretisieren, die das Radio führt.
Gleichzeitig sollen selbstverwaltete landwirtschaftliche Kooperativen aufgebaut werden, um so den grundsätzlichen Widerspruch zwischen Arbeit und Besitz an Produktionsmitteln aufzuheben.
In anderen Regionen Andalusiens, wie etwa im Umland von Sevilla, bestehen solche Kooperativen bereits seit den Latifundienbesetzungen der 70iger und 80iger Jahre. Auf einer neuen Kooperative in den Bergen nahe Sevilla sollen biologische Produkte erzeugt und von dort aus vertrieben werden. "Dieses Projekt strebt danach, ein erster Schritt der Förderung und der Unterstützung sozioökonomischer und arbeitsorganisatorischer Alternativen zu sein, die im Rahmen der Emanzipation der ArbeiterInnen sowie einer nachhaltigen und solidarischen lokalen Entwicklung das mittelfristige Ziel der Gewerkschaft darstellen." (SOC- Bericht November 2005)
(weiter im Text unter Bild 1237d)