Plastikmeer am Rande Europas - Arbeitsmigration in der industriellen Landwirtschaft
Fotos von Lisa Bolyos und Marco del Pra
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Mercedes Garcia Fornieles (Mujeres progresistas)

 

Die LandarbeiterInnengewerkschaft SOC ist eine rein andalusische Gewerkschaft, die für die Rechte der "Jornaler@s", TagelöhnerInnen in der Landwirtschaft, eintritt. Die SOC ging aus den TagelöhnerInnenkommissionen hervor, die in den 1960er und 1970er Jahren entstanden und am Ende der Franco-Diktatur mit ersten illegalen Aktionen in Erscheinung getreten waren. Offiziell zugelassen wurde die SOC im August 1976, acht Monate nach Francos Tod.
Das SOC-Programm lässt sich mit der einfachen Forderung nach "Land und Freiheit - Tierra y Libertad" zusammenfassen. Traditionell verankert ist die Gewerkschaft in jenen Teilen Andalusiens, in denen der Großgrundbesitz vorherrscht und wo in ausgedehnten Olivenhainen und Obstplantagen zahlreiche Arbeitskräfte benötigt werden.
Bekannt wurde die SOC in den späten 1970er Jahren durch Aktionen wie Landbesetzungen, "Hungerstreiks gegen den Hunger", Sternmärsche, Streiks und Straßensperren, die alle darauf ausgerichtet waren, der Forderung nach einer umfassenden Bodenreform Nachdruck zu verleihen. Auf einigen der in den 1970er und 1980er Jahren besetzten Latifundien sind mittlerweile selbstverwaltete Kooperativen der LandarbeiterInnen entstanden.
Mitte der 1980er Jahre waren von den rund 6,5 Millionen EinwohnerInnen Andalusiens noch eine halbe Million Landlose, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft an die GroßgrundbesitzerInnen lebten. Diesen Widerspruch aufzulösen, war und ist ein politisches Ziel der SOC.

Die SOC erfährt bei ihrem Engagement vor Ort Unterstützung aus anderen europäischen Ländern.
Seit den Massenausschreitungen im Jahr 2000 hat das Europäische BürgerInnenforum begonnen, mit den progressiven Kräften der Region zusammenzuarbeiten, um die Produktionsverhältnisse im Plastikmeer von Almería in Europa bekannt zu machen.

Mehrere internationale Menschenrechtsdelegationen wurden organisiert, Publikationen und Presseartikel entstanden, eine Vielzahl an Vorträgen, Pressekonferenzen und Aktionen fanden statt.

Um die SOC in ihrer Arbeit zu unterstützen, hat das Europäische BürgerInnenforum in mehreren europäischen Ländern eine Solidaritätskampagne lanciert, die den Kauf von Gewerkschaftszentren ermöglichen soll. Der Rassismus, der selbst am Immobilienmarkt herrscht, macht es für die SOC unmöglich, Räume anzumieten. Das erste Ziel der Kampagne ist bereits erreicht: In El Ejido konnte die SOC Räumlichkeiten erwerben, die seit Mai 2005 genutzt werden.
Anfang Dezember 2005 fand erneut ein Delegationsbesuch in die Region statt, bei dem das Lokal in El Ejido offiziell eröffnet und über Perspektiven im gewerkschaftlichen Kampf diskutiert wurde.

Während in El Ejido hauptsächlich MarokkanerInnen leben und arbeiten, sind es um die rund sechzig Kilometer weiter östlich gelegene Stadt Níjar vor allem MigrantInnen aus Ländern südlich der Sahara. Als nächster Schritt ist der Kauf von einem Lokal im Stadtzentrum von Níjar geplant - die Kampagne geht weiter.
(weiter im Text unter Bild 1237k)