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Das Agrarabkommen der WTO hat dazu geführt, dass hochsubventionierte
Baumwolle u. a. Agrarprodukte aus der EU, den USA und Australien zu Dumpingpreisen
in Indien importiert werden und die Produkte der indischen BäuerInnen
deshalb keine angemessenen Preise mehr erzielen können.
Schätzungsweise 70% der indischen Bevölkerung lebt direkt
bzw. indirekt von der Landwirtschaft. Sie ist außer für
die BäuerInnen auch die Lebensgrundlage vieler Saison-ArbeiterInnen
die als ErntehelferInnen oder in kleinen weiterverarbeitenden Betrieben
arbeiten, die v.a. für den lokalen und regionalen Markt produzieren.
Die BKU ist ein Zusammenschluss verschiedener bäuerlicher Gewerkschaften
aus Nord- und Zentralindien, die ein massives Mobilisierungspotential
besitzen, indem es ihr wiederholt gelang hunderttausende von Menschen
zu Protestaktionen auf die Strasse zu mobilisieren. Bereits 1993 mobilisierte
sie zusammen mit anderen bäuerlichen Gewerkschaften aus dem Süden
Indiens über 1oo ooo Menschen zu Protestaktionen gegen den ersten
Entwurf eines globalen Agrarabkommens. Unzählige große und
kleine Protestaktionen, die sich gegen die WTO und andere neoliberale
Institutionen, Abkommen und multinationale Unternehmen richteten, folgten
in den kommenden Jahren. Dabei sehen viele Mitglieder der Bewegung ihren
Widerstand gegen die neoliberale Politik der Gegenwart in der Tradition
des bäuerlichen, antikolonialen Widerstandes, der in Nordindien,
unter der Leitung von Bagvat Singh, gegen die britische Kolonialherrschaft
geführt wurde. |
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Die BKU lehnt die WTO als ungerechtes Instrument
einer zerstörerischen Globalisierung ab, tritt für eine Abkopplung
der Agrarprodukte vom Weltmarkt und für alternative Strukturen
ein, die auf eine größtmögliche autarke, regionale Versorgung
abzielen.
Die Bewegung wurde vor über 20 Jahren im Bundesstaat Uttar Pradesh
gegründet. Später weitete sich die Bewegung in die umgrenzenden
Bundesstaaten, darunter Rajasthan, Hariyana, Punjab, Himachal Pradesh
und Madhya Pradesh aus und koordiniert heute mehrere Millionen MitgliederInnen.
In den regionalen Bewegungen dominieren dabei meist Kleinbauern. Es
zeigt sich aber auch an einigen Orten, an denen die Bewegung aktiv ist
die Tendenz, dass die traditionell den landbesitzenden Männern
vorbehaltene Domäne der ländlichen, politischen Organisierung
aufgebrochen wird, indem auch Frauen und ArbeiterInnen, vielerorts erstmals
öffentlich politisch aktiv in Erscheinung treten.
Das hohe Mobilisierungspotential der Bewegung basiert auf einer Vielzahl
von Seminaren und Kampagnen, die von der Bewegung auf ihren unterschiedlichen
Organisationsebenen- lokal (Dorf- und Distrikt-Ebene), regional (Bundesstaat),
indienweit und international- organisiert werden, in denen auch die
Auswirkungen einer "Frei-"handelspolitik für die Situation
vor Ort analysiert und thematisiert werden.
Indienweit ist die BKU im Rahmen des Bauernbündnisses "Indisches
Koordinationskomitee bäuerlicher Bewegungen" organisiert und
auf der globalen Ebene in dem weltweiten Netzwerk von KleinbäuerInnen
"La Via Campesina". Sie ist eine der größten sozialen
Bewegungen gegen eine neoliberale Globalisierung weltweit. |
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