Pilotprojekt
Ausreiselager
Vom 11.
bis zum 14. September gibt es in Nürnberg-Fürth Aktionstage
an einem der experimentellen Lager der neuen Migrationsgesetzgebung, genannt
"Ausreisezentrum". Es wird ein Aktions-Camp werden gegen die
deutschen Abschiebelager, gegen die Flüchtlingslager in Form von
Gemeinschaftsunterkünften, gegen die neue europäische Lagerpolitik.
Siehe Bildbericht.
In einem Hörfunk-Beitrag des SWF wird das behördliche Konzept
für diese Art Lager und die Lebensrealität der Flüchtlinge
in ihnen beschrieben. Der Beitrag handelt vom Abschiebelager-Modellversuchs
in Ingelheim, Rheinland-Pfalz - die Bedingungen gelten jedoch auch für
das "Ausreisezentrum" in Fürth. Der Autor Albrecht Kieser
stellte uns dieses Hintergrund-Feature freundlicherweise zur Verfügung,
den folgenden erläuternden Text erhielten wir vom Göttinger
Ak Asyl. Vielen Dank.
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"Ingelheim
International" - Pilotprojekt Ausreiselager"
Anhören (Audiostream
für den Windows-Media Player. 22'02 Min.) |
Die neuen deutschen
Abschiebelager sind Vertreibungslager, sind Illegalisierungslager. Im
noch nicht gültigen "Zuwanderungsgesetz" werden sie euphemistisch
"Ausreisezentren" genannt. Es gibt sie nicht in ganz Deutschland,
jedoch bereits in vier Bundesländern als langjährige
Modellversuche. Das jüngste Lagerexperiment dieser Art befindet sich
in Fürth, Bayern. Die "Feierlichkeiten" zu dessen einjährigem
Bestehen im September werden von den Aktionstagen in besonderer Weise
gestaltet, mit einem besonderen Programm, mit massenhafter Mobilisierung
und mit einem klaren Ziel: diesen Prototyp eines neuen Lager-Experiments
zu schließen! Wir sind fest entschlossen, keine neuen Lager zuzulassen.
Oder, wie die italienischen Entschlossenen es formulieren: Nicht hier
und auch nicht anderswo!
Die neuen 'Ausreisezentren' stellen eine weitere Ausdifferenzierung des
bestehenden Lager- und Internierungssystems dar. Sie sind gleichzeitig
Symbol für den Charakter der Aussonderung in der modernisierten Migrationsgesetzgebung,
in der MigrantInnen nach dem Kriterium national-ökonomischer Verwertbarkeit
neu kategorisiert und hierarchisiert werden. Der bedingte Einlass für
die als Spezialisten Gebrauchten und die Zwangseinweisung in Vertreibungs-Lager
für die Unerwünschten markieren die beiden Enden der neuen Hierarchisierungen.
Äußerlich sind die neuen deutschen Abschiebezentren kaum von
anderen Flüchtlinglagern zu unterscheiden. Sie befinden sich auf
dem Gelände bereits bestehender Lager für Flüchtlinge.
Ein Gebäude, manchmal nur eine Etage, ist für das Spezial-Lager
reserviert. Nur in Fürth/Bayern ist das Abschiebelager sichtbar als
'Lager im Lager' markiert - Zaun, Drehkreuz und Wachdienst trennen es
vom übrigen Containerlager ab; die Flüchtlinge im Abschiebelager
sprechen von dem 'Käfig'. Die Flüchtlinge in den Abschiebelagern
unterliegen, über die grundsätzlich für alle kasernierten
Flüchtlinge geltenden Lagerbedingungen hinaus, der (unsichtbaren)
Sonderbehandlung durch psychische und soziale Repressionsmaßnahmen.
Die Hälfte der Menschen in den Modellversuchs-Lagern wurde so in
die Illegalität getrieben, und das scheint das Kalkül der Regierenden
zu sein.
Zeitgleich findet in Cancun/Mexiko
der WTO-Gipfel statt, und Gruppen aus Deutschland rufen menschen,denen
die Reise nach Mexiko zu teuer ist dazu auf, nach Fürth zu kommen.
Denn wer nach den Zusammenhängen von Migration und herrschender Weltordnung
fragt, für den liegen Abschiebelager quasi am Fuße des WTO-Gipfels.
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Die
Mauer rund um das Ausreiselager Ingelheim
Ein Feature von Albrecht Kieser
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Klicke
auf das obenstehende Bild und höre/downloade einen Audiostream.
(22'02 Min. - 32kb/s - 5,3 Mb)
für den
Windows Media Player
Das "Ausreisezentrum"
in Nürnberg/Fürth
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