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Gewalttätige Polizeikontrolle von Cornelius Yufanyi in JenaIn der Nacht zu
Sonntag, den 26. Januar 2003, wurde Cornelius Yufanyi, Aktivist von
"The Voice Africa Forum" nach einem Treffen in Jena von PolizistInnen
angegriffen, verletzt und verhaftet. Ausgangspunkt war eine Personalienkontrolle,
bei der sich die PolizistInnen in Zivil weigerten, ihre Dienstausweise
deutlich erkennbar vorzuzeigen. Nach Augenzeugenberichten ließen
sie "ungefähr eine Viertelstunde lang ihren rassistischen Ressentiments
auf offener Straße freien Lauf." |
Den dafür benötigten Real One Player gibt es hier frei zum downloaden. Alternativ hier die Fassung für den Windows Media Player |
Bericht
von Cornelius Yufanyi über die nächtliche Polizeikontrolle am
26.01. in Jena:
"Heute Morgen gegen 0.30 bin ich mit einer Freundin, P., von der Bar Grünowski
nach dem Treffen von The VOICE in Richtung Afro Center gegangen, um dort
andere Freunde zu treffen. Ungefähr 250 m vor dem Afro Center kam uns ein
schwarzer Wagen entgegen und parkte bei der Straßenbahnhaltestelle "Phyletisches
Museum" (Richtung Jena Nord) auf einem Parkplatz. Es sind drei Leute ausgestiegen,
zwei Männer und eine Frau (Namen und PKW-Kennzeichen sind bekannt). Sie
fragten uns nach unserem Personalausweis. Aufgrund meiner Erfahrung, dass
ich in Jena mehrmals von Nazis angegriffen worden war und da sie in Zivil
waren, also nicht als Polizisten zu erkennen waren, fragte ich sie nach
ihren Dienstausweisen. Zwei von ihnen, ein Mann und eine Frau haben daraufhin
Ausweise, vermutlich ihre Dienstausweise herausgeholt und mir aus etwa einem
Meter Entfernung gezeigt. Weil ich es nicht lesen konnte, bat ich sie, die
Ausweise näher zu bringen. Sie verweigerten das. Ich holte mein Handy heraus,
um mir von der Polizei bestätigen zu lassen, dass sie tatsächlich Polizisten
sind. Sie sagten mir, ich dürfe niemanden anrufen. Ich antwortete, wenn
ich niemanden anrufen dürfe, müssten sie mir ihre Ausweise zeigen. Doch
bevor ich mich erklären konnte, haben sie angefangen, mich anzugreifen.
Die Freundin, die bei mir war, sagte ihnen, dass ich nicht gefährlich sei
und dass sie mir nicht zugehört hätten. Daraufhin hat sie einer der Männer
weggeschubst.
Weil ich verzweifelt war und mich angegriffen fühlte, fand ich mich in einem
Notstand.
Sie waren nicht bereit mir weiter zuzuhören und sagten, wir sollten auf
das Polizeipräsidium gehen. Dies habe ich akzeptiert. Dann begannen sie
richtig brutal mich zu schieben und mich zu schlagen. Sie schlugen mich
ins Gesicht. Dadurch bekam ich einen Lippenriss. Sie drückten mich auf den
Boden, so dass ich flach auf dem Boden lag. Sie pressten mit ihren Füßen
meine Hände und Füße und meinen Rücken nieder. Sie sagten, sie würden mich
mit Pfefferspray besprühen, wenn ich Widerstand leistete. Ich habe keinen
Widerstand geleistet und habe einfach geschrien: "Das ist Gewalt und Brutalität."
Ein Passant kam her und fragte, was los sei. Er wurde ebenfalls weggeschubst.
Er sagte, wenn sie von mir einen Ausweis wollten, müssten sie mich nicht
schlagen. Ich sagte meiner Begleiterin gesagt, sie solle die anderen Freunde
im Afro Center informieren, was mit mir los sei.
Die beiden Männer und die Frau haben mich weiter geschlagen. Sie haben mich
mit Handschellen am Rücken gefesselt, mich hochgezogen und brutal an ihr
Auto geschoben, so dass ich mit meiner Vorderseite auf der Seite des Autos
lag. Sie pressten meinen Hals, so dass ich keine Luft mehr bekam. Dann haben
sie versucht mich zu durchsuchen. Danach schoben sie mich wieder auf den
Boden.
Während dieser Zeit beschimpften sie mich mit rassistischen Sprüchen. Sie
wüssten nicht, was ich hier in Deutschland mache und wenn es mir nicht gefällt,
solle ich zurückgehen, wo ich herkomme. Ob ich eine Erlaubnis hätte, nach
Jena zu kommen. Dass ich ein "Assi", also ein asozialer Mensch, sei und
sie haben mich ohne Respekt misshandelt. Sie redeten mich mit "du" an, obwohl
ich sie mit "Sie" angesprochen hatte.
Sie versuchten mich schnell und mit Gewalt in das Auto hineinzuschieben.
Ich habe keine Luft mehr bekommen. Dann habe ich versucht mit meinem Kopf
draußen Luft zu bekommen. Sie haben mich im Auto weiterhin nach unten gedrückt
und einer kniete sich auf mich und drückte dabei seine beiden Knie auf meinen
Rücken in der Höhe des Brustbereichs. Ich konnte keine Luft mehr bekommen
und schrie immer wieder, dass ich ersticke. Sie sagten, wenn ich schreien
könnte, könnte ich auch Luft bekommen. Sie haben weitere rassistische Sprüche
losgelassen, zum Beispiel: "Wir sind hier nicht im Wald." Ich blutete in
ihr Auto wegen der Lippenverletzung, bis wir am Polizeipräsidium ankamen.
Wieder haben sie rassistische Sprüche losgelassen, zum Beispiel, dass ich
"Schwarzendeutsch" spreche. Sie meinten, ich sei in Deutschland nicht gewollt.
Sie haben mich wieder auf den Boden gedrückt, ihre Füße auf meine beiden
Hände und Füße gepresst und mich mit Fußschellen gefesselt. Sie sagten mir,
dass ich aufstehen sollte. Das konnte ich nicht machen, weil ich mich total
gefoltert und erschöpft fühlte. Dann habe ich einfach zu ihnen gesagt, sie
sollen weiter machen, was sie schon angefangen haben: Gewalt anzuwenden.
Da haben sie mich durchsucht und mich hochgezogen und mich in Fußschellen
zur Zelle geschleppt. Ich wollte nicht auf mein Recht verzichten und habe
von der Zelle aus gefragt, ob ich sofort meinen Rechtsanwalt anrufen und
meine Frau informieren könnte. Ich habe mehr als zweimal gefragt. Von außen
haben sie hereingerufen, ich könnte das mit meinen Händen oder Füßen machen.
Nach ungefähr zehn Minuten kam der Sachbearbeiter H. und sagte zu mir, dass
sie gegen mich Anzeige erstatten würden wegen Körperverletzung und Widerstand
gegen eine polizeiliche Maßnahme. Er wollte einen Alkoholtest mit mir machen
und eine Blutprobe nehmen. Dann sagte ich, wenn sie mich nicht anrufen ließen
dürften sie auch nichts mit mir machen. Ich würde nicht auf mein Recht verzichten.
Dann sagten sie, dass ich hinter Gitter keine Rechte hätte. Dass ich allem
folgen müsste, was sie sagten. Ich fragte ihm, ob er diese Aussage auch
vor dem Gericht wiederholen könnte. Dann meinte er, das würde er sich noch
überlegen. Dann habe ich ihm gesagt, wenn das so sei, dann sollten sie alles
vergessen. Er sagte mir auch, dass sein Chef ihm gesagt habe, dass ich kein
Recht zum Telefonieren hätte.
Nach Rücksprache mit einem anderen Polizisten, vermutlich seinem Chef, hat
er mir das Telefon gebracht. Dann habe ich meine Ärztin und meine Frau angerufen,
weil ich meinen Rechtsanwalt nicht erreichen konnte. Ungefähr zehn bis 15
Minuten danach holten sie mich aus der Zelle und eine andere Ärztin hat
eine Blutprobe genommen und mir einige Fragen gestellt um festzustellen,
ob ich Alkohol getrunken hätte. Ich habe mich physisch gefoltert gefühlt,
hatte Schmerzen am ganzen Körper und weiter geblutet, aber die Ärztin wollte
mich nicht weiter untersuchen. Auf meine Frage, ob ich die Blutprobe verweigern
könnte, antwortete sie mir, dass es gesetzlich festgelegt sei, dass ich
sie nicht verweigern könne.
Nach der Blutprobe und der Befragung durch die Ärztin haben sie mich aus
dem Gefängniskomplex entlassen und sind mit mir in den Empfangsbereich gegangen,
wo sie mir meinen Führerschein zurückgegeben haben und mich dann entlassen
haben. Draußen wartete meine Ärztin und fünf andere Mitglieder von The VOICE
auf mich. Meine Begleiterin wollte auch Anzeige gegen die Polizei erstatten.
Sie konnte das aber nicht, weil sie auch so erschöpft war und sich deshalb
nicht dazu in der Lage fühlte. Aber sie meinte, sie würde dies machen, wenn
sie wieder dazu in der Lage wäre.
Wir haben noch einen Zeugen, der alles gesehen hat. Es handelt sich dabei
um den Passanten, der den Vorfall beobachtet hatte.
Nach meiner Entlassung hat mich meine Ärztin kurz untersucht. Anschließend
bin ich ins Krankenhaus zu einer Untersuchung gegangen. Ich wurde im Brustbereich
geröntgt. Ich habe jetzt immer noch Schmerzen und Verletzungen."
Kontakt: The VOICE e.V. Africa Forum, Human Rights Group, Lange Geismar
Str. 73, 37073 Göttingen, Tel.: 0551-58892 /0551-58894 , Fax: 0551-58898,
E-mail:THE_VOICE_Goettingen@gmx.de
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