1. Mai in Berlin

Zwei Demonstrationen fanden in diesem Jahr statt: In Kreuzberg um 15 Uhr ab Oranienplatz und vom Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte nach Kreuzberg um 18 Uhr. Im Vorfeld hatte es - wie schon in den letzten Jahren - Auseinandersetzungen über die inhaltliche Ausrichtung und die Bündnispolitik gegeben. Nach der Spaltung der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB) riefen die neu entstandenen Antifaschistische Linke Berlin (ALB) zur 15 Uhr Demo auf und Kritik und Praxis (KP Berlin) zur 18 Uhr Demo. Um 15 Uhr gingen auch maoistische Gruppen, das Gegeninformationsbüro und autonome Kommunisten auf die Strasse. Um 18 Uhr waren es neben der KP Berlin das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus sowie andere Gruppen aus dem "antideutschen" Spektrum, was sich auch in einem Israelsolidaritätsblock ausdrückte.
Nach Abschluss der Demos, bei denen sich die Polizei zurückhielt, kam es ab ca. 20 Uhr zu den ersten Auseinandersetzungen mit umgestürzten Autos und Angriffen auf die eingesetzten Hundertschaften. Etwa ein Dutzend Autos brannten im Verlauf der nächsten Stunden aus und über hundert Personen wurden festgenommen, von denen etwa 35 Haftbefehle erhielten. Viele der AktivistInnen waren wieder türkische und arabische Jugendliche, die zum Teil unmaskiert und vor laufenden Kameras agierten. Von Seiten der Polizei wurden zahlreiche Zivis, Greiftrupps, Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt. Wie immer geschah alles vor den interessierten Augen einiger Tausend BesucherInnen der Kreuzberger Kneipen und Strassenfeste.
Am Vormittag des 1. Mai hatten einige hundert DemonstrantInnen gegen einen NPD-Aufmarsch im Berliner Westend demonstriert.