Mehrere hundert
Menschen beteiligten sich am 23. Februar '09 an einer Demonstration
gegen die drohende Abschiebung von 7000 zumeist syrisch - kurdischen
Bewohnern Deutschlands nach Syrien. Hintergrund für die Proteste
ist das kürzlich abgeschlossene deutsch-syrische Rückübernahmeabkommen,
das von Menschenrechtsorganisationen scharf verurteilt wird.
Laut ND spricht das SHRC (Syrien Human Rights Committee) davon, dass
die Zahl der Menschen, die in Verhörzentralen der Sicherheitsdienste
zu Tode gefoltert oder gezielt hingerichtet wurden, im Jahr 2008 deutlich
angestiegen ist. Das Auswärtige Amt zeichnet in seinem Lagebericht
von Mai 2008 ein düsteres Bild der Menschenrechtssituation. "Schon
im normalen Polizeigewahrsam sind körperliche Misshandlungen
an der Tagesordnung. Insbesondere bei Fällen mit politischem
Bezug wird physische und psychische Gewalt in erheblichem Ausmaß
eingesetzt."
Als "unverantwortliche und gefährliche politische Fehlentscheidung"
kritisierte das "Kurdische Zentrum für juristische Studien
und Beratungen e.V." (YASA) das Rückübernahmeabkommen.
Auf dessen Grundlage wird es künftig möglich sein, nicht
nur ausreisepflichtige syrische Staatsangehörige, sondern auch
Drittstaatsangehörige und Staatenlose, wenn diese über einen
Aufenthaltstitel oder ein Visum der syrischen Seite verfügen
abzuschieben. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen
sind mittlerweile 300.000 Kurdinnen und Kurden in Syrien besonders
harten Repressalien ausgesetzt. Ihnen wurde nach einer Sondervolkszählung
im Jahre 1962 die Staatsbürgerschaft entzogen. Dies ging einher
mit massiven Einschränkungen staatsbürgerlicher und politischer
Rechte. In Deutschland leben 28350 syrische Staatsangehörige,
von denen 7000 als ausreisepflichtig gelten. Die überwiegende
Mehrheit sind Angehörige der kurdischen Minderheit. Als besonders
skandalös bewertet die deutsche EU-Parlamentarierin der Linken
Feleknas Uca die geringen Abschiebeanforderungen, die das Abkommen
stellt. Maßgeblich ist lediglich eine Einreise über Syrien,
so dass auch staatenlose Flüchtlinge aus der Türkei, dem
Libanon, Jordanien oder dem Irak bedroht sind. - MvH -
letzte Meldung: Nach Angaben der Veranstalter beteiligen sich seit
dem 24. Februar 11 Personen an einem Hungerstreik. Die Aktion vor
dem Innenministerium in Alt Moabit 98 richtet sich gegen die drohenden
Abschiebungen und wird voraussichtlich bis zum 16. März durchgeführt.
Eine junge Person sei bereits ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Für den 10. März ist eine weitere Demonstration geplant.