Ein Brandanschlag
auf die Botschaft von Sri Lanka am Donnerstag in Berlin, Eierwürfe
und Sitzblockaden vor der Chinesischen Botschaft am Freitag
zeitgleich demonstrierten annähernd dreitausend Tamilen nachmittags
auf den Straßen Berlins und forderten die Deutsche Bundesregierung
auf, sich für eine schnelle Beendigung des drohenden Massakers
an der tamilischen Zivilbevölkerung einzusetzen.
Die "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTEE) hatten am letzten
Dienstag ein Ultimatum der Regierung zur bedingungslosen Kapitulation
verstreichen lassen. Auf einem mittlerweile nur noch 15 Quadratkilometer
großen Landstrich, mit dem Rücken zum Meer, sind Rebellen
der LTEE und zehntausende Zivilisten eingekesselt und liegen unter
Dauerbeschuss der Regierungstruppen. Weite Flächen sind übersät
mit Toten und Verletzten, die nicht mehr versorgt werden können.
Die Regierung in Colombo wies einen neuerlichen Appell der UNO zurück,
einer längerfristigen Feuerpause zuzustimmen, um wenigstens den
festsitzenden Zivilisten humanitäre Hilfe leisten zu können.
Die Befreiungstiger haben am Sonntag einen einseitigen Waffenstillstand
"mit sofortiger Wirkung" erklärt. Die Regierung wies
das Angebot umgehend zurück. Von der TRO (Tamils Rehabilitation
Organization,) der einzigen noch operationsfähigen NGO-Organisation
in der umkämpften sogenannten Sicherheitszone um Mullaitivu,
wurden massive Bombardements und eine Verdichtung von Streitkräften
gemeldet. Sie erwarten den Beginn einer Großoffensive der Regierungstruppen
in wenigen Stunden. In einem offenen Brief mit der Bitte die Sri Lankische
Regierung unter Druck zu setzen wendet sich die TRO an die Mitglieder
des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen und der Internationalen
Gemeinschaft. Deren augenblickliche Appelle lesen sich eher wie Beileidstelegramme,
denn wie ernst zu nehmende Forderungen.
Mittlerweise versuchen Zehntausende Zivilisten dem Inferno zu entkommen.
Es kursieren Berichte, nach denen LTEE- Kämpfer den Flüchtigen
in die Beine schießen. Auf "der anderen Seite" angekommen
droht vielen ein nicht weniger dramatisches Schicksal. Der am 16.
April aus dem Bürgerkriegsland zurückgekehrte Mitarbeiter
von Medico International Thomas Seibert berichtete von Auffanglagern,
die Regierungstruppen rund um die Stadt Vavuniya einrichteten, die
eher Internierungslagern glichen. "Die völlig erschöpften
und zum erheblichen Teil schwer verletzten Flüchtlinge sind dort
nicht nur weiterhin unterversorgt, sondern werden entwürdigenden
Verhören' unterworfen. Viele werden gefoltert oder einfach
erschossen. Auch kommt es regelmäßig zu Vergewaltigungen."
- MvH -
Spontane Protestdemonstration heute 27. April 15 - 18.00h vor dem
Auswärtigen Amt