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Die M/S Sanya stampfte den mächtigen Zhujiang River hinunter
auf ihrem Weg ins Chinesische Meer und nach Hainan. Howercrafts jagten
auf der Fahrt von Hongkong nach Kanton vorbei. Autofähren, die
zwischen Hongkong und Macao verkehren, kreuzten in der Flußmündung
ihren Weg. In Ballast liegende große Fünfzehntausendtonner
ankerten in langer Reihe an Steuerbord: Tanker und Frachter, die auf
Ladung warteten. Sie hatten ihren Bug gegen die einsetzende Flut gerichtet.
Bananenstauden schwammen im brackigen Fluß vorbei. Der Zhujiang
ist hier nicht lehmfarben, sondern grau wie der wolkenverhangene Himmel
des Südens im Winter. Mächtige Industrieanlagen säumen
die Ufer des Flusses, der hier die Breite der Elbmündung bei
Cuxhaven in Deutschland erreicht.
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Der Zweite Offizier der M/S Sanya sprach als einziger an Bord etwas
englisch, und so kam es nicht von ungefähr, daß er sich zu
mir an die Bar setzte, als ich am Morgen einen Pappbecher Kaffee trank.
Er hatte vor Jahren als Zweiter Cargo auf dem deutschen Motorschiff
Trier von der HAPAG gearbeitet - oder war es ein Schiff vom Norddeutschen
Lloyd? Als der Offizier meine schwere Reisetasche sah, bot er mir an,
sie in seiner Kabine zu verstauen. In der Acht-Bett-Kabine, in der ich
meine Koje hatte, konnte ich sie nicht liegen lassen. Er gab mir seine
Anschrift. "Ich habe ein Haus in Haikou auf der Insel Hainan",
sagte er stolz, "besuchen Sie mich und meine Familie!"...
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