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Der Südchinese ist pragmatisch und vor allem phlegmatisch.
Nichts scheint ihn tief und nachhaltig zu berühren. Als sähe
er alle Licht- und Schattenseiten dieser Welt als selbstverständlich
an: Yin und Yang als ewige Polarität des Lebens, die Gesetzmäßigkeiten
des Lebens allgemein. Nichts scheint ihm unter die Haut zu gehen,
mag sich ihm das Leben auch einmal skurril und sonderbar offenbaren.
Und nicht zuletzt er ist ein Völlerer vor dem Herrn, dem - wenn
er speist - ein nur halbvoller Tisch mit wenigen Schüsseln als
tiefer Greuel erscheinen muß.
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Wenn die chinesischen Kaufleute
in Cholon-Saigon (Südvietnam) ein gutes Geschäft getätigt
haben, wird am Abend vor aller Augen gepraßt und gevöllert,
biegen sich die Tische mit den Hot pot-Töpfen voll dampfendem Sud
auf kleiner Flamme und den vielen Schälchen mit rohem Fisch, Fleisch
und Gemüse. Für jeden chinesischen Gastwirt muß ein
Gast mit einem verlorenem Suppenteller auf dem Tisch ein Alptraum sein.
Da wird sogar der pragmatischte Pragmatismus eines Chinesen auf eine
harte Probe gestellt, ja, tief erschüttert. Alles kann er im Leben
verstehen, nur nicht, daß ein Gast traurig aus einem Schälchen
seine dünne Suppe löffelt oder nachdenklich vor nur einer
Flasche TSINGTAO BEER brütet.
"Kann er das Essen nicht bezahlen? Mag er gar meine Küche
nicht?" fragt sich der Wirt besorgt und faßt sich verzweifelt
an den Kopf: "Was denken meine Gäste von mir, wenn ein Gast
meine Gerichte verschmäht? Ich verliere mein Gesicht!" Und
er stellt - sich entschuldigend - dem Gast zum Bier eine Terrine Gemüsesuppe
auf den Tisch und reicht vielleicht noch eine volle Schüssel Reis
dazu.
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