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Am 7. Januar dieses Jahres kam Oury Jalloh auf einem Polizeirevier in Dessau (Sachsen-Anhalt) unter immer noch ungeklärten Umständen ums Leben. Zu seinem Gedenken versammelten sich am 26. März 2005 rund 200 Menschen. Im Anschluß an eine Trauerfeier auf dem Dessauer Zentralfriedhof formierte sich spontan ein Demonstrationszug zum Polizeirevier, um vor Ort gegen die Vertuschung der Todesumstände zu protestieren. Jalloh soll nach Informationen der ermittelnden Staatsanwaltschaft Selbstmord begangen haben, indem er die Matratze in seiner Zelle mit einem Feuerzeug anzündete und nach Ausbruch des Feuers einem Hitzeschock erlag. Der junge Mann aus Sierra Leone war allerdings zuvor von Polizeibeamten auf einer feuersicheren Pritsche »fixiert«, also an Händen und Füßen gefesselt worden. Gegen zwei beteiligte Beamte wird inzwischen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und gegen den Dienstgruppenleiter wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Untenstehend die ausführliche Erklärung der "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh".
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Pressemitteilung: Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, Berlin/Dessau 14-06-2005 Vor einem halben Jahr verbrannte Oury Jalloh in einer Polizeizelle von Dessau in Sachsen-Anhalt. Sein Tod und die weiteren Ereignisse seit dem 7. Januar geben eine Ahnung davon, was hinter den Mauern der Polizei und denen des Schweigens normal und alltäglich ist. Für uns und alle, die diese Normalität, ihre Gesetze und ihre Täter genau kennen und täglich erleben. Direkt nachdem Oury
Jalloh gestorben ist, spricht die Polizei von Selbstmord.Erst nach öffentlichen
Protesten geht die Staatsanwaltschaft den Widersprüchen nach: Wie
soll sich ein Mensch selbst verbrennen, wenn er an Händen und Füßen
fixiert worden ist? Warum hat er angeblich ein Feuerzeug, wenn vor dem
Arrest immer eine genaue Untersuchung stattfindet? Wie soll er sich
anzünden, wenn die Matratze laut Hersteller schwer entflammbar
ist und sie vorher nicht beschädigt war? Und warum sollte er es
überhaupt getan haben? Warum stellen die diensthabenden Polizisten
die akustische Verbindung sowie den Rauchmelder aus, obwohl sie einwandfrei
funktionierten? Wie soll es möglich sein, nicht die Todesschreie
eines Menschen zu hören, der mehrere Minuten lang qualvoll in den
Flammen verbrennt, und den Rauch nicht zu bemerken, durch den danach
weder die Jetzt, nach einem
halbem Jahr des kontinuierlichen Kampfes einschließlich der starken
Demonstration in Dessau am 26. März, in der die Wut und die Erfahrungen
der täglichen Polizeigewalt und -brutalität zum Ausdruck kam,
und des gemeinsamen entschiedenen Willens, die Hintergründe des
Todes von Oury Jalloh und der Verantwortlichen herauszufinden, erscheint
die Anklage gegen nur noch zwei der Polizisten, wegen Körperverletzung
mit Todesfolge gegen den einen und fahrlässiger Tötung gegen
den anderen. Alle weiteren Möglichkeiten werden schon in der Anklage
ausgeschlossen. Für viele von uns ist genauso vorstellbar, dass
Oury Jalloh vorher zusammengeschlagen worden - wie schon oft durch Polizisten
geschehen - und anschließend angezündet worden ist, sei es
um ihn umzubringen oder um es zu vertuschen. Alleine schon die Behauptung
der Polizisten, sie Die offensichtliche
Kollaboration zwischen den staatlichen Institutionen dient der Leugnung
jeden Zusammenhangs zwischen Rassismus und dem Tod von Oury Jalloh.
Es ist sehr üblich, über den Rassismus zu sprechen, der von
der Seite der Nazis auf der Straße kommt, um zu verhindern, über
den Rassismus innerhalb der Institutionen zu sprechen: In der Zeit von
1990 bis 2004 starben elf Ausländer während polizeilicher
Maßnahmen, und 12 wurden durch rassistische Angriffe auf der Straße
umgebracht, wobei letzteres mehr Beachtung in der Öffentlichkeit
findet. Wieder sind wir mit der Situation konfrontiert, in der eine
ernsthafte Aufklärung verhindert wird, einzig um die behördlichen
Strukturen unberührt zu lassen. Vor einer Woche kündigte das
Landesverwaltungsamt von Dessau einem der meist engagierten Menschen,
Mouctar Bah, an, die Genehmigung für seinen Call und Afro-Shop
zu entziehen und drohen ihm damit, seine Existenzgrundlage und sein
Leben zu zerstören. Derselbe Versuch wurde schon vor einem Jahr
vom Amt unternommen, damals jedoch vom Gericht abgelehnt. Das hindert
das Amt nicht daran, mit einem nicht näher ausgeführten öffentlichen
Interesse begründet nun die Gewerbeuntersagung zu verfügen
und am Donnerstag, dem 9.6. zwei Beamte des Ordnungsamtes zur Durchsuchung
der Geschäftsräume erscheinen zu lassen. Trotz kurzer Widerspruchsfrist
werden seinem Anwalt die Akten in dieser Sache nicht zugestellt. Auch
in dieser Maßnahme, amtlich und lautlos zur passenden
Zeit eingesetzt, zeigt sich die Zusammenarbeit der verschiedenen Instanzen,
die Diese Pressemitteilung
wurde von der Antirassistische Initiative Berlin (ARI), Plataforma der
Flüchtlinge und MigrantInnen und The Voice-Refugee Forum als Teil
der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh herausgegeben. |
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